• Fr. Sep 20th, 2024

Özdemirs Kostetour mit Käse und Kartoffeleis

Cem Özdemir (r, Bündnis 90/Die Grünen), Bundesminister für Ernährung und Landwirtschaft, kostet bei dem Eröffnungsrundgang am Stand von Georgien. Im Hintergrund: Joachim Rukwied, Präsident des Deutschen Bauernverbandes. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Fabian Sommer/dpa)

Auf diese Premiere musste Cem Özdemir ein bisschen warten. Gut 13 Monate ist der Bundesagrarminister von den Grünen inzwischen im Amt. Doch die Corona-Krise verwehrte ihm bislang einen Auftritt auf der großen Bühne bei der Grünen Woche in Berlin.

Jetzt startet die Branchenmesse nach längerer Pandemiepause wieder live in den Messehallen unter dem Funkturm. Und der 57-Jährige macht sich am Freitag neugierig auf den traditionellen Auftaktrundgang – an seiner Seite Franziska Giffey, für die es ebenfalls die erste Probier- und Flaniertour als Regierende Bürgermeisterin ist.

Es ist kurz nach 8.00 Uhr, als es in der Halle des Ministeriums losgeht. Dort hat die Ukraine einen Stand bekommen, wie Özdemir gleich erklärt. Auch das typische Gericht Borschtsch gebe es da. Überhaupt steht das von Russland angegriffene Land vielfach im Blick, auch wenn es diesmal kein offizielles Partnerland der Messe gibt. Die erste kulinarische Stärkung erarbeiten sich Özdemir und Giffey dann selbst an einem Standfahrrad, das einen Mixer antreibt. Heraus kommt eine Runde grüne Smoothies. «Wohlsein», sagt Özdemir zum ersten Mal.

Am Holland-Stand wartet «Frau Antje» mit einem großen Brett voller Gouda-Happen zu Blasmusikklängen von «Tulpen aus Amsterdam». Am Stand von Marokko folgen als nächste Gänge Gebäck und Tee, etwas weiter im bulgarischen Messebezirk dann ein Stück von einem großen, runden Laib Brot. «Meine Mutter hat es mit Petersilie gebacken», erzählt Özdemir. Es ist kurz vor 9.00 Uhr, als am Stand Georgiens Gläser mit Rotwein gereicht werden – aber nur zum Nippen. Dazu gibt es als Spezialität Fladenbrot mit geschmolzenem Käse.

Am Stand Usbekistans verzichtet Özdemir dankend auf eine Kostprobe von Tellern mit Reis, Möhren und Fleisch: «Ich bin Vegetarier.» Dann geht es entlang von Auslagen mit Datteln und getrockneten Aprikosen weiter zu Lettlands Stand. In den Gläsern schimmert es rötlich, dazu gibt es Forellenhäppchen, Käse und Kartoffeleis. Vom litauischen Stand gegenüber klingt leise Trompetenjazz herüber. Gläser mit Bier lassen Özdemir und Giffey da aber lieber auf dem Tablett stehen.

Das Messeprotokoll gibt einen Sieben-Minuten-Takt für die meisten Stationen vor, Zeit für kurze Worte mit Ministerkollegen inklusive. An Österreichs Stand gibt es noch mal Käsehappen und einen Rucksack dazu. «Die nächste Wanderung ist gesichert», meint Özdemir. In der großen Blumenhalle ist Giffey ganz in ihrem Element. «Ich bin so ein Gartenfreund», meint die SPD-Politikerin, die gerade auch Wahlkämpferin für die Wiederholung der Abgeordnetenhauswahl im Februar ist. Spontan schnappt sie sich zwei Blumentöpfe und gibt einen an Özdemir weiter.

Für den Grünen ist die Messe nach eigenen Worten auch so etwas wie eine «Feuertaufe». Die «eigentliche Ernennungsurkunde als Minister» bekomme man erst nach einer erfolgreich absolvierten Grünen Woche, hätten ihm alle im Haus gesagt, erzählt Özdemir bei der Eröffnungsfeier am Vorabend. Bauernpräsident Joachim Rukwied als erfahrener Teilnehmer bescheinigt den Novizen Özdemir und Giffey, sich beim Rundgang gut zu schlagen. «Es macht ihnen Spaß, sie probieren die Produkte. Man hat nicht den Eindruck, dass sie das erste Mal hier sind.»

Von Sascha Meyer, dpa