Der US-Zinsentscheid hat dem deutschen Aktienmarkt am Donnerstag neuen Schwung gebracht. Im frühen Handel kletterte der Dax über sein bisheriges Jahreshoch von Mitte Januar und erreichte den höchsten Stand seit Mitte Februar 2022. Zuletzt gewann er 1,62 Prozent auf 15.426,20 Punkte. Der MDax der mittelgroßen Unternehmen legte um 2,15 Prozent auf 29.470,22 Zähler zu. Der EuroStoxx 50 als Leitindex der Eurozone stieg um 1,3 Prozent.
Wie erwartet erhöhte die Fed ihren Leitzins um 0,25 Prozentpunkte und stellte eine weitere geldpolitische Straffung in Aussicht. Aussagen von Fed-Chef Jerome Powell hätten gleichwohl weniger «falkenhaft» gewirkt, hieß es am Morgen von der Commerzbank. Gemeint ist mit diesem Ausdruck eine etwas weniger harte geldpolitische Gangart. Die Experten der ING Bank erwarten jetzt nur noch eine weitere Zinsanhebung der Fed mit nochmals 0,25 Prozentpunkten im März. Rezessionskräfte würden anschließend den Weg ebnen für Zinssenkungen später im Jahr, so ihre Vermutung.
In New York hatte nach der Fed-Entscheidung der Dow Jones Industrial seine Verluste aufgeholt, während Technologiewerte in den Rally-Modus übergingen. Hinzu kommen die nachbörslich starken Resultate des Social-Media-Konzerns Meta als Stimmungstreiber. Die Aktien des Facebook- und Instagram-Konzerns legten einen Kurssprung von gut 20 Prozent hin.
Die Augen sind am Donnerstag nun vor allem auf die Europäische Zentralbank (EZB) gerichtet, die am Nachmittag genauso wie die Bank of England ihren Zinsentscheid bekanntgeben wird mit Signalen für den weiteren geldpolitischen Kurs. Ihren Kampf gegen die hohe Inflation dürfte die EZB fortsetzen. Viele Bankvolkswirte rechnen damit, dass die Leitzinsen um weitere 0,5 Prozentpunkte steigen.
Außerdem kommt die Berichtssaison in Deutschland in Fahrt – mit Geschäftszahlen von Dax-Konzernen wie Deutsche Bank, Siemens Healthineers und Infineon.
Die Aktien der Deutschen Bank gaben als abgeschlagenes Schlusslicht im Dax um etwa vier Prozent nach. Analystin Anke Reingen von der kanadischen Bank RBC sprach von «durchwachsenen Resultaten» der Frankfurter. Die Deutsche Bank erzielte 2022 den höchsten Gewinn seit 15 Jahren, profitierte aber auch von einem positiven Steuereffekt. Die Aktien der DWS, der Fondstochter der Deutschen Bank, verloren nach Quartalszahlen mehr als fünf Prozent.
Der Chipkonzern Infineon zehrt im Abschwung der Weltwirtschaft weiter von einer robusten Nachfrage durch die Energiewende und die Elektromobilität. Für die Titel ging es um fast sechs Prozent hoch. Die Tech-Rally in den USA verleiht zusätzlichen Rückenwind.
Das Zahlenwerk des Medizintechnikkonzerns Siemens Healthineers bezeichnete ein Händler als durchwachsen. Der beibehaltene Ausblick helfe aber. Laut JPMorgan ist zudem eine Verbesserung der Lieferkettensituation in Sicht. Die Papiere rückten ebenfalls um rund sechs Prozent vor.