EZB-Ratsmitglied Olli Rehn warnt vor einem zu frühen Nachlassen der Europäischen Zentralbank (EZB) im Kampf gegen die Inflation. «Wir müssen unsere Zinsen vorbeugend und kontinuierlich erhöhen, um die Inflationserwartungen unter Kontrolle zu halten und eine Lohn-Preis-Spirale zu verhindern», sagte Rehn der «Börsen-Zeitung». «Das mag jetzt etwas niedrigeres Wachstum bedeuten. Aber das ist die bessere Alternative zu einer späteren Schocktherapie samt sehr hoher Arbeitslosigkeit.»
Die EZB hat Anfang Februar zum fünften Mal in Folge die Zinsen angehoben und eine weitere Erhöhung um erneut 0,5 Punkte für die Sitzung am 16. März in Aussicht gestellt. Der Leitzins im Euroraum liegt inzwischen bei 3 Prozent. Höhere Zinsen verteuern Kredite. Dies kann die Nachfrage bremsen und hohen Teuerungsraten entgegenwirken. Höhere Kreditzinsen können zugleich dazu führen, dass Investitionen aufgeschoben werden und das Wirtschaftswachstum schwächer ausfällt.
Nicht zu früh nachlassen
Die Inflation im Euroraum liegt seit Monaten deutlich über der mittelfristigen Zielmarke der EZB von zwei Prozent, auch wenn sich der Preisauftrieb zuletzt abschwächte. Im Januar lagen die Verbraucherpreise im Euroraum um 8,5 Prozent über dem Niveau des Vorjahresmonats.
«Bei einer so hohen Inflation scheinen weitere Zinserhöhungen über den März hinaus wahrscheinlich, logisch und angemessen», sagte Finnlands Notenbankchef Rehn. «Ich gehe nach aktuellem Stand davon aus, dass wir im Laufe des Sommers den Höhepunkt im aktuellen Zinszyklus erreichen werden.» Es brauche «im Kampf gegen die Inflation Durchhaltevermögen und Hartnäckigkeit», mahnte Rehn. «Wir dürfen auf keinen Fall zu früh nachlassen.»
Die Lage des Euros
Der Euro hat sich unterdessen nur wenig bewegt. Am Nachmittag kostete die Gemeinschaftswährung 1,0686 US-Dollar. Auf diesem Niveau hatte sich der Euro bereits am Morgen bewegt. Die Europäische Zentralbank setzte den Referenzkurs auf 1,0674 (Freitag: 1,0625) Dollar fest. Der Dollar kostete damit 0,9369 (0,9412) Euro.