Am deutschen Aktienmarkt ist in der kommenden Woche keine Aufbruchstimmung zu erwarten. Nach wie sind die Sorgen der Anleger groß, dass die Leitzinsen in den USA und in Europa angesichts einer hohen Inflation weiter angehoben werden. Der deutsche Leitindex Dax bewegt sich seit Anfang Februar in einer Spanne von 400 Punkten unterhalb des 52-Wochen-Hochs von 15.658 Punkten.
Am Freitag schloss der Dax den Handel mit einem Tagesverlust von 1,72 Prozent bei 15.209,74 Punkten. Damit büßte er in dieser Börsenwoche 1,76 Prozent ein.
Den schweren Rückschlag nach dem russischen Einmarsch in der Ukraine vor einem Jahr hat der Dax längst aufgeholt, eine erhoffte geldpolitische Wende bleibt aber außer Sichtweite. Marktbeobachter Robert Halver von der Baader Bank sieht den Leitindex daher in einer «stabilen Seitenlage». Im Januar hatte er um 8,7 Prozent zugelegt, im Februar waren es bislang unterm Strich weniger als ein Prozent Plus.
Laut Halver steht die Anlegerstimmung im Spannungsverhältnis zwischen einer sanften Landung der Konjunktur und den wieder größer gewordenen Zinsängsten. Letztere erhielten am Freitag durch aktuelle Inflationsdaten aus den USA neue Nahrung.
Laut der Commerzbank dürfte billigere Energie die Inflationsrate im Euroraum im Februar voraussichtlich von 8,6 auf 8,1 Prozent drücken. Robert Greil von der Privatbank Merck Finck hält erst im März einen stärkeren Rückgang der Verbraucherpreise für möglich – dann aber auch wegen eines Basiseffekts der Energiepreise, die nach Kriegsbeginn vor einem Jahr deutlich nach oben gesprungen waren.
«Bedeutsamer dürfte aus Sicht der EZB jedoch sein, dass die Kerninflationsrate bei hohen 5,3 Prozent verharrt», so der Chefvolkswirt Jörg Krämer. Dies zeige, dass der Preisauftrieb unverändert hoch sei. In der Kernrate werden Schwankungen der Energie- und Lebensmittelpreise außen vor gelassen.
Abseits der Inflationszahlen dürften in der neuen Woche konjunkturell die ISM-Indizes aus den USA im Fokus stehen, die am Mittwoch und Freitag veröffentlicht werden – zuerst für die Industrie und später für den Dienstleistungssektor.
Die Berichtssaison nimmt in den kommenden Tagen ihren Lauf: Am Dienstag gibt es unter anderem die Jahreszahlen von Bayer. Am Mittwoch folgt Beiersdorf und am Donnerstag steht Merck auf der Berichtssaison-Agenda. Am Freitag wird diese abgerundet mit Resultaten von Lufthansa.
Außerdem werden am Montag die bereits bekannten Umbesetzungen in den Indizes der Dax-Familie wirksam. Nach dem Linde-Rückzug vom Frankfurter Börsenparkett ist die Commerzbank wieder ein Dax-Mitglied. In den MDax rückt dafür der Windkraft-Anlagenbauer Nordex auf, dessen Platz im SDax die Deutsche Beteiligungs AG einnimmt.