Die Krise von Teilen des US-Bankensektors hinterlässt auch am deutschen Aktienmarkt zum Wochenbeginn Spuren. Der deutsche Leitindex Dax sackte am Montagvormittag um mehrere hundert Punkte ab und rutschte unter die Marke von 15.000 Punkten. Zuletzt berappelte sich das Börsenbarometer ein wenig und notierte noch gut zweieinhalb Prozent im Minus bei 15.033 Punkten. Für das noch junge Börsenjahr 2023 steht dennoch ein Plus von gut acht Prozent zu Buche.
Grund für die aktuell schlechte Stimmung: In den USA wurde das auf Start-up-Finanzierung spezialisierte US-Geldhaus Silicon Valley Bank nach einer gescheiterten Notkapitalerhöhung vorübergehend geschlossen und unter staatliche Kontrolle gestellt. Bei der 1983 gegründeten SVB war es in den Tagen zuvor im Zuge von Liquiditätssorgen zu immensen Mittelabzügen gekommen.
Am Wochenende hatten in den USA das Finanzministerium, die Notenbank und die Einlagensicherungsbehörde erklärt, dass Einlagen bei der SVB und bei einem weiteren Institut geschützt würden. Die US-Notenbank Fed legte auch ein neues Kreditprogramm zur Versorgung der Banken mit Liquidität auf.
Die Über-Nacht-Rettungsaktion für die SVB wecke böse Erinnerungen an die Finanzkrise von 2008, erklärte Analyst Jochen Stanzl vom Handelshaus CMC Markets. Zwar versuche die US-Regierung, die Krise zu isolieren und toxische Ansteckungseffekte zu vermeiden. Es sei aber alles andere als sicher, ob das auch funktioniert. «Der Markt vermutet, dass die Probleme, die bei der SVB sichtbar geworden sind, auch in anderen Bilanzen stecken, auch in jenen der ganz Großen».
Allerdings sei die Welt heute eine andere als damals, schrieb Devisenmarktexperte Ulrich Leuchtmann von der Commerzbank in einem Marktkommentar. «Politik, Zentralbanken und Finanzmarktteilnehmer haben gelernt. Insbesondere existieren heute Instrumente zur Eindämmung solcher Krisen. Die mussten 2008 und danach erst geschaffen werden. Und weil sie damals nicht existierten, waren die Ansteckungseffekte damals höher als sie es heute sein dürften.»
Mit den aktuellen Kursverlusten notiert der Dax nun wieder auf dem Niveau von Mitte Januar. Im Oktober hatte der Leitindex bei einem Stand von weniger als 12 000 Zählern zur Erholung angesetzt und die Rally Anfang 2023 fortgesetzt. So gab es Anzeichen, dass die Wirtschaft die wegen der hohen Inflation notwendigen Zinserhöhungen der Notenbank besser wegsteckt als befürchtet. Diese Sichtweise hat durch die Probleme im US-Bankensektor nun einige Risse bekommen.