Am deutschen Aktienmarkt haben sich die Gemüter am Dienstag etwas beruhigt. Der Dax, der zum Wochenauftakt den größten Tagesverlust seit Mitte Dezember verbucht hatte, legte leicht zu. Die nach dem Kollaps der US-Regionalbank SVB und anderer Institute hochgekochten Sorgen über eine mögliche Bankenkrise kühlten sich etwas ab.
Im frühen Handel ging es für den deutschen Leitindex um 0,53 Prozent hoch auf 15.039,21 Punkte, womit er einen kleinen Teil seines dreiprozentigen Kursverlusts vom Montag wieder wettmachte. Der MDax stieg um 0,54 Prozent auf 27.378,42 Punkte. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 gewann 0,31 Prozent auf 4109,24 Zähler.
Die US-Börsen hatten es vorgemacht: An der New Yorker Wall Street hatte sich die Lage am Montag beruhigt, der technologielastige Nasdaq 100 legte nach dem Rückschlag Ende vergangener Woche sogar wieder zu. Der US-Finanzsektor, allen voran die Bankenbranche, war jedoch wegen des Ausfalls dreier Regionalbanken nochmals unter die Räder geraten.
«Die Reaktion der US-Regierung und der US-Notenbank Fed, die Kunden der Banken auf Kosten von Aktionären und Gläubigern zu schützen, dürfte für den Moment die richtige Entscheidung gewesen sein», beurteilte Marktanalyst Konstantin Oldenburger von CMC Markets die aktuelle Situation.
Die Nervosität sei so groß wie lange nicht, schrieb Portfoliomanager Thomas Altmann von QC Partners. Im Moment wisse keiner, ob es sich in den USA um einen auf wenige Institute begrenzten Zwischenfall handele oder ob es doch der Anfang einer neuen großen Krise sei. Die anstehenden Sitzungen der Europäischen Zentralbank und der Fed dürften damit noch brisanter werden. «Ein langsameres Tempo oder gar ein vorzeitiges Ende der Zinserhöhungen erscheinen wieder möglich. Entscheidend für die Börsen wird darüber hinaus sein, wie die Notenbanken den Kollaps verbal einordnen.» Umso zentraler seien daher die an diesem Dienstag anstehenden US-Inflationsdaten für Februar.
Die Bankenbranche bleibt auch hierzulande im Fokus: Im Dax gaben zwar die Aktien der Commerzbank und der Deutschen Bank erneut nach, allerdings jeweils um etwas weniger als ein Prozent. Am Freitag und insbesondere am Montag war es für beide noch deutlich steiler abwärts gegangen. Auf Sicht des noch jungen Jahres liegt damit die Aktie des Branchenprimus fast 5 Prozent im Minus, das Commerzbank-Papier immerhin noch mit etwas mehr als 12 Prozent im Plus.
Der Anteilsschein von VW büßte als Dax-Schlusslicht 2,8 Prozent ein. In einer ersten Einschätzung nannte Jefferies-Analyst Philipe Houchois die Details der Wolfsburger zum Schlussquartal 2022 schwach. Er bemängelte vor allem die Margen des Autobauers.
Aus dem MDax meldete sich Fraport zum abgelaufenen Jahr zu Wort und gab auch einen Ausblick. Nach dem stark gewachsenen Passagierverkehr im vergangenen Jahr rechnet der Frankfurter Flughafenbetreiber für 2023 mit einer weiteren Erholung von der Corona-Krise. Die Aktionäre sollen allerdings wegen der weiterhin hohen Schulden infolge der Corona-Krise auch für 2022 und 2023 keine Dividende erhalten. Für die Aktie ging es um 3,5 Prozent abwärts auf den letzten Platz im Index der mittelgroßen Werte.
Das Wacker-Chemie-Papier zählte dagegen mit plus 3,0 Prozent zu den Favoriten. Der Spezialchemiekonzern rechnet für 2023 zwar mit deutlichen Geschäftseinbußen, will aber trotz schwieriger Perspektiven eine Rekorddividende von 12 Euro je Anteilsschein zahlen.
Umstufungen bewegten ebenfalls. Eine gestrichene Verkaufsempfehlung der Societe Generale für die Aktie von Heidelberg Materials verhalf zu einem Kursplus von 1,5 Prozent. Ein Minus von 1,5 Prozent stand dagegen für das Papier von Brenntag zu Buche. Die US-Bank JPMorgan ist nach den schwachen Zahlen zum vierten Quartals nun skeptischer gestimmt für den Chemikalienhändler.