Internationale Investoren haben ihr Engagement in Deutschland im vergangenen Jahr laut einer neuen Studie zum fünften Mal in Folge reduziert.
2022 kündigten Unternehmen aus dem Ausland 832 Investitionsprojekte hierzulande an – im Vorjahresvergleich war das ein Rückgang von einem Prozent. Das geht aus einer Untersuchung des Prüfungs- und Beratungsunternehmens EY hervor, die in Stuttgart veröffentlicht wurde. Im europäischen Vergleich belegt Deutschland damit den dritten Platz.
Der Abstand zum Primus Frankreich vergrößerte sich 2022 weiter. EY verzeichnete 1259 Investitionsvorhaben in dem Land, drei Prozent mehr als im Vorjahr. Dahinter rangierte das Nicht-EU-Land Großbritannien mit 929 Projekten. Die höchste Anzahl ausländischer Investitionen in den Standort Deutschland verzeichnete EY im Jahr 2017. Damals wurden 1124 Vorhaben gezählt. Vor der Corona-Pandemie 2019 lag die Zahl bei 971. EY führt die Studie seit 2006 durch.
Der Vorsitzende der EY-Geschäftsführung, Henrik Ahlers, hält das für eine beunruhigende Entwicklung. «Präsident Emmanuel Macron hat es geschafft, mit wirtschaftsfreundlichen Reformen in Frankreich eine bemerkenswerte Dynamik zu entfachen», sagte er laut Mitteilung. Von dieser sei Deutschland derzeit weit entfernt.
«Auf Kostenseite hat Deutschland deutlich an Attraktivität verloren»
Die Bundesrepublik ist Ahlers zufolge zwar ohne Zweifel weiter ein starker und wettbewerbsfähiger Standort. «Aber auf der Kostenseite hat Deutschland zuletzt deutlich an Attraktivität verloren – gerade für Industrieunternehmen», sagte er. Auch bei Forschung, Entwicklung und digitalen Innovationen seien derzeit andere Standorte besser aufgestellt. Hierzulande dauere vieles einfach zu lange und sei mit hohem bürokratischem Aufwand verbunden.
Im Gegensatz zur schwächelnden Entwicklung in Deutschland hat sich die ausländische Investitionstätigkeit in ganz Europa leicht erholt. 2022 stieg die Zahl angekündigter Projekte um ein Prozent auf 5962. Die größten prozentualen Gewinner seien Polen, Portugal und die Türkei. Das Vor-Pandemie-Niveau wurde aber insgesamt weiter verfehlt. Die Zahl der Vorhaben lag um sieben Prozent unter dem Wert von 2019. Angaben zum Investitionsvolumen wurden nicht gemacht.
Die Hoffnungen, dass es nach zwei schwierigen Pandemiejahren 2022 zu einem kräftigen Aufwärtstrend kommen würde, habe sich nicht erfüllt, hieß es in der Studie. Der schwach ausfallende Anstieg sei wegen der weitreichenden Folgen des Ukraine-Kriegs aber nicht überraschend.