• Fr. Nov 22nd, 2024

Bewegung im Tarifkonflikt – Gespräche mit Bahn am Mittwoch

Mai 16, 2023
Nach der Absage eines zweitägigen Warnstreiks bei der Deutschen Bahn ruft die Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) den bundeseigenen Konzern zu kurzfristigen Tarifgesprächen auf. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Martin Schutt/dpa)

Nach der überraschenden Absage des Zwei-Tage-Warnstreiks im Bahnverkehr kommt Bewegung in den Tarifkonflikt bei der Deutschen Bahn: Die Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) und der bundeseigene Konzern haben für Mittwoch weitere Gespräche vereinbart, wie beide Seiten am Montag mitteilten. «In kleinem Kreis» solle dabei die offizielle Tarifverhandlungsrunde in der kommenden Woche in Fulda vorbereitet werden, hieß es von der Bahn. Über den Ort, die genaue Uhrzeit und die Inhalte wurde demnach Vertraulichkeit vereinbart.

Zuvor hatte die Gewerkschaft die Deutsche Bahn zu einem raschen Treffen aufgefordert und dafür ursprünglich diesen Dienstag ins Spiel gebracht. «Die Verhandlungen müssen jetzt konstruktiv geführt werden», teilte die EVG mit. «Dazu müssen ganz schnell die Grundlagen gelegt werden.» Die Arbeitnehmerseite betonte, «jederzeit» zu weiteren Warnstreiks in der Lage zu sein – «und das auch schon ab Mittwoch».

Warnstreik kurzfristig abgesagt

Ursprünglich hatte die EVG zu einem 50-Stunden-Warnstreik aufgerufen. Er sollte am Sonntag um 22.00 Uhr beginnen und an diesem Dienstag um 24.00 Uhr enden. Nachdem unter Vermittlung des Arbeitsgerichts Frankfurt ein Vergleich zwischen der EVG und der Deutschen Bahn beim umstrittenen Thema Mindestlohn zustande gekommen war, hatte die Gewerkschaft den Arbeitskampf bei dem bundeseigenen Konzern am Wochenende kurzfristig abgesagt.

Daraufhin musste die Bahn den bereits abgesagten Zugverkehr «praktisch neu organisieren», wie ein Sprecher am Montag sagte. «Wir haben am Wochenende Tausende Mitarbeitende kontaktiert, um möglichst viele Schichten zu besetzen.» Schichtpläne seien neu gestaltet worden, Fahrzeuge hätten an andere Orte gebracht werden müssen. Der «Kraftakt» sei gelungen.

Auf der Schiene lief der Verkehr am Montag weitgehend reibungslos an. Im Fernverkehr waren nach Angaben eines Sprechers nahezu alle Züge planmäßig unterwegs. An diesem Dienstag sollen es dann 100 Prozent sein. Im DB-Regionalverkehr habe es bereits am Montag keine Einschränkungen mehr gegeben, hieß es.

Bei anderen Eisenbahn-Unternehmen, mit denen die EVG ebenfalls über höhere Tarife verhandelt, hatte die Gewerkschaft an den Warnstreiks zum Wochenbeginn festgehalten. Dazu gehörte etwa das Unternehmen Transdev, das unter anderem in Bayern die Bayerische Oberlandbahn und die Bayerische Regionalbahn betreibt. Auch Abellio Mitteldeutschland war weiterhin vom Warnstreik betroffen. Das Unternehmen ist als Anbieter insbesondere in Thüringen und Sachsen-Anhalt unterwegs. Bei der Norddeutschen Eisenbahngesellschaft, der Nordwestbahn und der Westfalenbahn blieb die EVG ebenfalls beim Arbeitskampf.

Auswirkungen für Reisende

Die Auswirkungen auf die Fahrgäste hielten sich laut dem Wettbewerberverband Mofair allerdings ebenfalls in Grenzen. Lediglich in Bayern, bei der Oberland- und Regionalbahn sowie beim Meridian, kam es demnach zu Einschränkungen.

Die nächste Verhandlungsrunde mit der Bahn ist für den 23. und 24. Mai in Fulda angesetzt. Es ist die vorerst letzte geplante Runde im laufenden Tarifstreit. Mit dem Vergleich vor dem Frankfurter Arbeitsgericht konnten beide Seiten einen großen Knackpunkt bei den Verhandlungen weitgehend ausräumen: Bei rund 2000 Bahn-Beschäftigten, die den gesetzlichen Mindestlohn bislang nur über Zulagen erhalten haben, wird dieser nun rückwirkend zum 1. März in die Tariftabellen aufgenommen. Damit beziehen sich zukünftige Tarifsteigerungen auf diese höhere Basis.

Bei vielen anderen Punkten liegen Arbeitgeber und Arbeitnehmer allerdings noch weit auseinander. Die EVG fordert in den Verhandlungen mit der Bahn mindestens 650 Euro mehr pro Monat oder zwölf bProzent für die oberen Einkommen. Die Laufzeit soll zwölf Monate betragen. Die Bahn hat neben einer Inflationsausgleichsprämie bislang prozentuale Steigerungen angeboten sowie eine Laufzeit von 27 Monaten.

Von Matthias Arnold, dpa