• Sa. Nov 23rd, 2024

Stadtwerke ärgern sich über den Glasfaser-Ausbau der Telekom

In knapp drei Jahren will die Deutsche Telekom 10 Millionen Haushalte mit Glasfaser-Internet versorgen. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Matthias Rietschel/dpa)

Der Glasfaser-Ausbau der Deutschen Telekom sorgt bei den Stadtwerken für Unmut und Besorgnis. In einer Umfrage des Branchenverbands VKU gaben 41 von 66 kommunalen Unternehmen an, dass es einen «Überbau» bei ihnen gebe oder dass sich dieser abzeichne.

Mit Überbau ist gemeint, dass beim Internet-Ausbau auch dort Glasfaser verlegt wird, wo es bereits andere Glasfaserleitungen gibt oder deren Verlegung längst geplant ist. Hieran gibt es Kritik, schließlich fehlten dadurch anderswo Bagger, und viele Haushalte hätten noch keinen Zugang zum schnellen stabilen Internet.

Der Ärger der Stadtwerke gilt vor allem der Telekom. Allerdings setzen auch andere Firmen auf Überbau, um im Markt Fuß zu fassen.

Der Chef des Verbandes kommunaler Unternehmen (VKU), Ingbert Liebing, wertet das Umfrageergebnis als «Weckruf an die Bundesregierung». Sie müsse handeln. «Sollte ein Verbot schädlichen Überbaus nicht in Betracht kommen, sollte der Bund als Anteilseigner der Telekom sein Mitspracherecht nutzen, um strategischen Überbau zu verhindern», sagte der Hauptgeschäftsführer des Verbandes. Überbau schwebe «wie ein Damoklesschwert über jedem neuen Ausbauvorhaben» und hemme die Investitionsbereitschaft. Das Problem sei so gravierend, dass das Ziel der Bundesregierung, bis 2030 in Deutschland flächendeckend Glasfaser auszubauen, gefährdet werde.

Als Reaktion auf die Kritik sagte ein Telekom-Sprecher, dass es falsch wäre, «die Dynamik im Ausbau durch politische Eingriffe zu bremsen». Stattdessen müsse die Ausbaudynamik erhöht werden, etwa durch schnellere Genehmigungen, alternative Verlegemethoden und durch Kooperationen. Man sitze mit der Industrie in einem Boot. So erreiche Deutschland auch seine Ausbauziele für «FTTH» (Fiber to the Home – Glasfaser bis in die Wohnung). «Lokale Monopole, wie sie einige Unternehmen offenbar anstreben, sind schlecht für Qualität, Preis und Ausbaugeschwindigkeit bei FTTH.»

Zwei Drittel der Haushalte noch ohne FTTH-Zugang

Die Kritik an der Telekom ist nicht neu, bereits im April hatten mehrere Verbände ihrem Ärger in einem gemeinsamen Schreiben Luft gemacht, darunter der VKU sowie die Breitband-Verbände Anga, Breko und VATM – also die Telekom-Konkurrenten. Mit dem Vorgehen zerstöre die Telekom Geschäftspläne der ausbauenden Unternehmen und vereitele deren Ausbauaktivitäten, heißt es in dem Brief. «Zurück bleiben Kommunen, die am Ende oft nur teilweise von der Telekom ausgebaut werden, und Bürgerinnen und Bürger ohne Glasfaseranschluss.»

Telekom-Chef Tim Höttges schüttelte hierzu in einer Quartalszahlen-Pressekonferenz seines Konzerns in der vergangenen Woche nur den Kopf. «Das Narrativ von kleinen Anbietern, die von der großen Telekom überbaut werden, zieht meines Erachtens nicht.» Mancherorts ist es nach Darstellung von Höttges anders herum: So habe die Eon-Tochter Westconnect vor einigen Wochen angekündigt, in Bonn, wo die Telekom längst präsent sei mit FTTH, Glasfaser zu überbauen. «So ist es nun mal mit dem Wettbewerb», sagte Höttges. «Wir lassen uns davon nicht beirren und wir werden deswegen nicht aufhören, unsere Infrastruktur hier in Bonn auszubauen.»

Unterdessen belegen Zahlen der Bundesnetzagentur, dass der FTTH-Ausbau in Deutschland zügig voran kommt. Ende 2022 lagen Glasfaser-Kabel in Reichweite von 13,1 Millionen Haushalten. Das waren 4,2 Millionen Haushalte mehr als ein Jahr zuvor. Im Vergleich zu 2020 entspricht das einer Verdopplung. Grob gesagt zwei Drittel der Haushalte in Deutschland haben aber noch keinen FTTH-Zugang.

Die Netzagentur-Zahlen zeigen allerdings auch, dass es bei der Nachfrage noch reichlich Luft nach oben gibt. Denn viele Bürger verzichten auf die relativ teuren Glasfaser-Verträge und sind stattdessen über andere Technologien online, ob über Telefonleitungen (VDSL) oder Fernsehkabel. Von den bis Ende 2022 verfügbaren Glasfaser-Anschlüssen war nur ein Viertel (26 Prozent) aktiviert.