Deutschlands größter Energiedienstleister Westenergie hält den Ausbau der Erneuerbaren Energien ohne einen gleichzeitigen Ausbau der Stromverteilnetze nicht für möglich. «Schon jetzt ist klar: Wenn wir die Verteilnetze nicht massiv ausbauen, gerät das System unter Stress», sagte die Westenergie-Vorstandschefin Katherina Reiche am Dienstag bei der Energiemesse «E-world» in Essen.
So erwarte man allein im Gebiet von Westenergie bis 2030 eine Vervierfachung der Anzahl der Solaranlagen auf 940.000. Bei Wärmepumpen rechne Westenergie mit einer Verzehnfachung – von aktuell 90.000 auf 888.000 in 2030. «Wir brauchen also nicht nur einen Ausbauturbo für die erneuerbaren Energien, sondern auch einen Verstärkungsturbo für unsere Stromnetze.» Dies gelte für die Übertragungsnetze genauso wie für die Verteilnetze.
Westenergie gehört zum Energiekonzern Eon und ist unter anderem zuständig für 175.000 Kilometer Stromverteilnetz sowie 24.000 Kilometer Gasverteilnetz.
Gasnetze werden laut Reiche weiterhin benötigt. «Auch in Zukunft werden wir Moleküle brauchen für Industrieprozesse, als Grundstoff, aber auch für Wärmelösungen.» Reiche forderte, bei den Überlegungen zur künftigen Wärmeversorgung in den Kommunen die Gasverteilnetze nicht völlig auszublenden. Jede Kommune sei unterschiedlich, das müsse in der Wärmewende berücksichtigt werden. «Wir müssen unsere Gasnetze auch in Zukunft nutzen dürfen für grüne Moleküle – ob Wasserstoff oder Biogas.»