Die Bundesbank mahnt Geldinstitute angesichts wachsender Risiken für die Finanzstabilität zur Vorsorge. «Die Banken sollten Verluste aus eigener Kraft auffangen können. Sonst könnte es zu einer Kreditklemme kommen, die eine realwirtschaftliche Krise verschärft», sagte Bundesbank-Vizepräsidentin Claudia Buch laut Redetext bei der Vorstellung des Finanzstabilitätsberichts 2022 am Donnerstag.
Insgesamt sieht die Bundesbank ein deutlich verschlechtertes Umfeld: Für 2023 sagen Volkswirte eine Rezession voraus. Seit Monaten macht die extrem hohe Teuerung Verbrauchern und Unternehmen zu schaffen. Die Wahrscheinlichkeit steigt, dass Schuldner Kredite nicht zurückzahlen können. «In der Summe sind also die makroökonomischen Risiken gestiegen, und das Finanzsystem bleibt verwundbar gegenüber diesen Risiken», fasste Buch zusammen.
Risiken auch kurzfristig durch steigende Zinsen
Die Zeitreihen, mit deren Hilfe Geldhäuser künftige Kreditrisiken abschätzten, könnten sich als zu optimistisch herausstellen, warnte Buch: «Dass sich zunehmende Kreditrisiken bislang noch nicht in Wertberichtigungen zeigen, gibt daher keinesfalls Entwarnung.»
Die kräftig gestiegenen Zinsen sind für die Branche nach Jahren negativer Zinsen mittelfristig zwar positiv. Kurzfristig jedoch entstehen auch Risiken, weil höhere Zinsen Kreditnehmer zusätzlich belasten, wie die Bundesbank erklärt. «Höhere Zinsen haben zudem die Kurse für Wertpapiere gedrückt – die Banken mussten Abschreibungen vornehmen und haben ihre stillen Reserven bereits weitgehend aufgebraucht», sagte Buch.
Bei der Zahlung von Dividenden fordert die Bundesbank Finanzinstitute zu Zurückhaltung auf. Der für die Bankenaufsicht zuständige Vorstand Joachim Wuermeling betonte: «Angesichts einer hohen Unsicherheit sollten sie umsichtig Risikovorsorge betreiben und nur vorsichtig Gewinne ausschütten.»