Die Anleger am deutschen Aktienmarkt haben am Mittwoch verschnupft auf enttäuschende chinesische Wirtschaftsdaten reagiert. Der Dax notierte gegen Mittag 0,33 Prozent tiefer bei 15.856 Punkten. Damit deutet sich für den deutschen Leitindex im Mai ein Minus von rund 0,4 Prozent an. Der MDax der mittelgroßen Unternehmen sank am Mittwoch um 0,89 Prozent auf 26.558 Zähler. Für den EuroStoxx 50 ging es um 0,4 Prozent nach unten.
Die wirtschaftliche Erholung in China verlangsamt sich: Frühindikatoren fielen im Mai schlechter als erwartet aus. Der offizielle Einkaufsmanagerindex (PMI) des herstellenden Gewerbes ging schon den zweiten Monat in Folge zurück und liegt weiter unter der Schwelle von 50 Punkten, was eine Kontraktion signalisiert. Der Index für das Dienstleistungsgewerbe blieb zwar im expansiven Bereich, fiel aber auch. Beide Stimmungsbarometer lagen unter den Erwartungen.
Unterdessen sind die Einfuhrpreise in Deutschland im April zum Vorjahresmonat um 7,0 Prozent gesunken. Das ist der stärkste Rückgang seit Oktober 2009. Im März waren die Importpreise erstmals seit längerer Zeit wieder gefallen, nachdem sie sich im vergangenen Sommer um zeitweise mehr als 30 Prozent verteuert hatten. Die Zahl der Arbeitslosen in Deutschland ist im Mai unterdessen zurückgegangen.
Im Anlegerfokus steht kurz vor Monatsende zudem immer noch die US-Schuldenfrage. Nach der vorläufigen Einigung am Wochenende nahm ein entsprechender Gesetzesentwurf eine Hürde im US-Repräsentantenhaus. Der zuständige Ausschuss machte Medienberichten zufolge den Weg für eine Abstimmung frei. Über den Entwurf soll wohl an diesem Mittwoch in der Parlamentskammer debattiert werden, im Anschluss steht eine Abstimmung an. Der republikanische Vorsitzende des Repräsentantenhauses, Kevin McCarthy, ist aber mit Widerstand radikaler Mitglieder seiner Partei konfrontiert.
Unter den Einzelwerten setzten die Papiere von Hannover Rück und ihrer Muttergesellschaft Talanx ihren zuletzt guten Lauf mit weiteren Rekorden fort. Hannover Rück gewannen rund ein Prozent und Talanx rund 1,1 Prozent. Aktien der Munich Re legten als Dax-Spitzenreiter um 1,3 Prozent zu. Am Morgen veröffentlichte der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft recht positive Daten zu den Unwetterschäden des vergangenen Jahrs.
Die Aktien von Morphosys stiegen nach einer Kaufempfehlung der UBS um 2,1 Prozent. Analystin Xian Deng sieht das Papier des Biotech-Unternehmens von einem ungerechtfertigten Vertrauensverlust des Marktes betroffen und als stark unterbewertet an. Sie prognostiziert allein für das in der Entwicklung befindliche Blutkrebsmittel Pelabresib einen Spitzenumsatz von 1,1 Milliarden US-Dollar. Dies entspreche einem Kapitalwert je Aktie von 35 Euro, also mehr als der aktuelle Aktienkurs, betonte Deng.
Der Immobilienkonzern Deutsche Wohnen und sein Mehrheitseigner Vonovia bekommen wegen eines Darlehens Druck aus der Anlegerschaft. Der Stimmrechtsberater ISS drängt zusammen mit dem Hedgefonds Elliott auf eine Sonderprüfung eines Kredits von bis zu zwei Milliarden Euro, den die Deutsche Wohnen ihrem Großaktionär gewährt hatte. Die Aktien von Deutsche Wohnen verbilligten sich um 2,5 Prozent, jene von Vonovia büßten als schwächster Dax-Wert 4,1 Prozent ein.