Die Anleger am deutschen Aktienmarkt haben am Montag wieder Mut gefasst. Eine Verschnaufpause in der Bankenkrise und eine Stimmungsaufhellung in der deutschen Wirtschaft lieferten Argumente für die Optimisten.
Der Leitindex Dax stieg bis zum frühen Nachmittag um 1,32 Prozent auf 15.154,73 Punkte, nachdem er am Freitag wegen der Unsicherheiten im Zusammenhang mit der Bankenkrise und der Geldpolitik um 1,7 Prozent abgesackt war. Der MDax der mittelgroßen Börsenwerte verbuchte zu Wochenbeginn ein Plus von 1,20 Prozent auf 26.801,33 Zähler. Für den Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 ging es um ein Prozent nach oben.
Die Stimmung in der deutschen Wirtschaft verbesserte sich im März trotz der jüngsten Turbulenzen im Bankensektor. Das Ifo-Geschäftsklima legte überraschend deutlich zu. Es ist der fünfte Anstieg des Konjunkturbarometers in Folge. «Der Ifo-Geschäftsklimaindex ist zwar immer noch auf Niveaus, die durchaus mit einem Schrumpfen der deutschen Wirtschaft konform sind, doch die gute Nachricht ist, dass ein deutlicher Rückgang des Bruttoinlandsprodukts nicht gefürchtet werden muss», kommentierte Thomas Gitzel, Chefvolkswirt der VP Bank.
Die vermeintliche Bankenkrise habe sich bisher nur als Sturm im Finanzwasserglas herausgestellt, schrieb Marktbeobachter Andreas Lipkow. Oftmals zögen jedoch speziell Unwägbarkeiten im Finanzsektor merkliche konjunkturelle Abkühlungstendenzen nach sich. Somit könnten sich auch dieses Mal die wirtschaftlichen Perspektiven in den USA und Europa sichtbar eintrüben.
Diesseits des Atlantiks schwappte die Erleichterung im US-Bankensektor nach Europa über, nachdem sich ein Käufer für die nach ihrem Kollaps unter staatliche Kontrolle gestellte Silicon Valley Bank aus den USA gefunden hatte. Die Aktien der Commerzbank und der Deutschen Bank gewannen unter den besten Werten im Dax vier beziehungsweise mehr als sechs Prozent. Der Preis für die Absicherungen gegen Zahlungsausfälle bei Anleihen der Deutschen Bank gab zuletzt etwas nach.
«Die Deutsche Bank ist nicht die nächste Credit Suisse», stellten die Experten des Analysehauses Kepler Cheuvreux mit Blick auf die jüngst überraschend notwendig gewordene Notfallrettung der Schweizer klar. Die drängendste Sorge sei momentan das Engagement in der Finanzierung von US-Gewerbeimmobilien. Es sei aber sehr transparent gemacht und auch gut im Griff.
Analystenlob gab es für Heidelberg Materials: Das Unternehmen habe beim Thema Dekarbonisierung in der europäischen Baustoffbranche die Nase vorn, schrieb die Expertin Glynis Johnson von Jefferies. Hierdurch dürfte man auch die Profitabilität weiterhin stärker steigern können als andere. Die Anteilsscheine stiegen um gut drei Prozent.
An der Spitze des Nebenwerteindex SDax schnellten die Aktien von Varta um zwölf Prozent in die Höhe. Der zuletzt schwächelnde Batteriekonzern hatte sich mit den Banken und seinem Mehrheitseigner auf einen weitreichenden Umbau geeinigt. Ebenfalls stark gefragt waren die Anteilsscheine des Stahlkonzerns Salzgitter, die nach der Veröffentlichung von Jahreszahlen sechs Prozent gewannen. Am Markt hieß es, insbesondere eine ermutigende Jahresprognose und eine überraschend hohe Dividende hätten die Anleger überzeugt.
Der Euro kostete zuletzt 1,0774 US-Dollar. Die Europäische Zentralbank hatte den Referenzkurs am Freitagnachmittag auf 1,0745 Dollar festgesetzt.
Die Kurse deutscher Bundesanleihen fielen. Die Umlaufrendite stieg im Gegenzug von 2,02 Prozent am Freitag auf 2,18 Prozent. Der Rentenindex Rex sank um 0,59 Prozent auf 126,82 Punkte. Der Bund-Future verlor 0,89 Prozent auf 136,53 Punkte.