Bei der Lufthansa hat der nächste Warnstreik des Bodenpersonals begonnen – parallel zum Lokführerstreik bei der Deutschen Bahn. Ein Sprecher der Gewerkschaft Verdi am Frankfurter Flughafen sagte der dpa, der Ausstand sei sehr erfolgreich angelaufen.
Zudem gingen die Luftsicherheitskontrolleure in Hamburg und Frankfurt in den Ausstand, sodass an beiden Standorten an diesem Tag keine Passagiere von außen zusteigen können. Auch die Sicherheitskontrolle des Düsseldorfer Flughafens wird seit dem Morgen bestreikt, allerdings unangekündigt.
Die Lufthansa will während des Warnstreiks 10 bis 20 Prozent ihres ursprünglichen Flugplans fliegen. Der Ausstand des Lufthansa-Bodenpersonals soll bis Samstagmorgen um 7.10 Uhr andauern.
Inzwischen fünfte Warnstreikwelle
Bereits gestern waren die technischen Abteilungen der Lufthansa in die inzwischen fünfte Warnstreikwelle gegangen, die heute auf die passagiernahen Bereiche im Terminal ausgeweitet wurde. Verdi will auf diese Weise höhere Zugeständnisse des Managements bei den laufenden Tarifverhandlungen für rund 25.000 Beschäftigte des Bodenpersonals erzwingen. Auch bei den Verhandlungen mit den privaten Luftsicherheitsunternehmen geht es um rund 25.000 Leute.
Ohne Vorwarnung waren ebenfalls gestern Abend Beschäftigte an den Personal- und Warenkontrollen am Flughafen Köln/Bonn in den Ausstand getreten. Damit soll insbesondere der Frachtverkehr empfindlich getroffen werden, Passagierflüge sollen nicht betroffen sein. Der Warnstreik soll bis Mitternacht dauern. Man habe keine Vorwarnung gegeben, weil der Flughafenbetreiber in der Vergangenheit bei ähnlichen Aktionen eigene Leute als Streikbrecher eingesetzt habe, sagte Verdi-Sekretär Özay Tarim.
Folgen für Flugpassagiere
Bei ausfallenden innerdeutschen Flügen können die Kunden wegen des parallelen Lokführerstreiks nicht wie gewohnt mit ihrem Flugticket auf die Bahn ausweichen. Und auf keinen Fall sollten Passagiere abgesagter Flüge zum Flughafen kommen, warnten Lufthansa und der Flughafenbetreiber Fraport. Kostenlose Umbuchungsmöglichkeiten stehen über lufthansa.com, die Kunden-App und über das Service-Center zur Verfügung.
Die Beeinträchtigungen nach Regionen
Frankfurt: Am Frankfurter Flughafen kommen wegen der fehlenden Sicherheitskontrollen keine Passagiere, die von Frankfurt aus abreisen wollen, in den Sicherheitsbereich des Flughafens. Es finden dennoch Starts und Landungen statt, sodass zumindest Transitgäste umsteigen können. Auch wird es möglich sein, in Frankfurt auszusteigen.
München: Der Flughafen München soll trotz des Warnstreiks beim Bodenpersonal heute und morgen geöffnet bleiben, rechnet aber mit vielen Flugausfällen. Heute seien es rund 500 von 800 Flügen, die entfallen, teilte der Flughafen München mit. Der Flughafensprecher rechnete für morgen mit einer ähnlichen Ausfallquote. Laut Flugplan wurden bereits für gestern Abend geplante Flüge annulliert.
Stuttgart: Am Stuttgarter Flughafen seien aufgrund des Warnstreiks jeweils vier Lufthansa-Flüge von und nach München sowie Frankfurt annulliert worden, teilte eine Sprecherin des Flughafens mit. Die Flüge von und nach München und Frankfurt würden wahrscheinlich auch am Freitag annulliert, hieß es. Bereits der letzte gestrige Flug nach München sei abgesagt worden.
Berlin: Auch am Hauptstadtflughafen BER kommt es laut Flugplan heute und morgen zu vielen Ausfällen bei Lufthansa-Flügen von und nach München und Frankfurt. Passagieren wird geraten, sich vor der Anreise bei der Fluggesellschaft über den aktuellen Stand ihres Fluges und Umbuchungsmöglichkeiten zu informieren.
Hamburg: Am Hamburger Helmut-Schmidt-Flughafen bleibt die zentrale Sicherheitskontrolle geschlossen, der Flughafenbetreiber hat deshalb alle 141 Abflüge abgesagt. Morgen sind laut Flughafen jeweils 15 Ankünfte und Abflüge der Lufthansa annulliert worden.
Düsseldorf: An den Flughäfen Düsseldorf und Köln/Bonn wurden wegen des Verdi-Warnstreiks fast alle Lufthansa-Verbindungen gestrichen. Insgesamt fallen zwischen Mittwoch- und Freitagabend etwa 100 Abflüge und Ankünfte aus. Das berücksichtigt allerdings noch nicht die unangekündigte Arbeitsniederlegung des Sicherheitspersonals.
Weitere Streiks möglich – auch bei den Flugbegleitern
Im laufenden Tarifkonflikt fordert Verdi 12,5 Prozent mehr Gehalt, mindestens aber 500 Euro monatlich bei einer Laufzeit von zwölf Monaten. Außerdem soll es eine konzernweit einheitliche Inflationsausgleichsprämie in Höhe von 3000 Euro geben. Lufthansa verweist auf zurückliegende Lohnsteigerungen und hat für einen Zeitraum von 28 Monaten bislang 10 Prozent mehr Gehalt sowie die Inflationsausgleichsprämie angeboten. Die nächsten Verhandlungen sind für den 13. und 14. März angesetzt.
Die Passagiere der Lufthansa müssen in naher Zukunft auch mit Streiks einer weiteren Berufsgruppe rechnen. Wenige Wochen vor Beginn der Osterferien haben die Flugbegleiter und Flugbegleiterinnen der Lufthansa und ihrer Regionaltochter Lufthansa Cityline bei einer Urabstimmung der Gewerkschaft Ufo für Streiks gestimmt. Wann mit Ausständen zu rechnen ist, blieb vorerst unklar.