Im Zwist um EU-Pläne für ein Verbot der Grundschleppnetzfischerei in Schutzgebieten stärkt Bundesfischereiminister Cem Özdemir Krabbenfischern den Rücken. «Wissenschaftliche Erkenntnisse zeigen, dass die Krabbenfischerei schonender für den Meeresboden ist als andere Grundschleppnetzfischereien», sagte der Grünen-Politiker der Deutschen Presse-Agentur.
Die vergleichsweise leichten Netze würden auf feinerem Untergrund eingesetzt, so dass sich der Meeresboden und die dort vorkommenden Arten schneller erholten als beispielsweise in der Fischerei auf Plattfische. «Pauschale Verbote führen in eine Sackgasse, aus der die Krabbenfischer nicht wieder rauskommen», betonte Özdemir. Die Umweltauswirkungen der unterschiedlichen Fischereien müssten differenziert betrachten werden, so der 57-Jährige.
Die EU-Kommission hatte kürzlich einen Aktionsplan für eine nachhaltigere Fischerei vorgelegt. Demnach soll die Fischerei mit Grundschleppnetzen – also Netzen, die den Meeresgrund berühren – in Schutzgebieten spätestens 2030 unzulässig sein. Erste Maßnahmen sollen demnach bereits bis Ende März 2024 feststehen. Dagegen formierte sich großer Widerstand in Deutschland.
Meere müssen besser geschützt werden
Dabei sind die Vorschläge der EU-Kommission keine neuen Gesetzesvorhaben. Die Kommission betonte auf Nachfrage: «Es gibt kein automatisches oder vollständiges Verbot der Grundfischerei, das im März 2024 in Kraft treten würde.» Was die Kommission vorschlage, sei ein Austausch der Fischer und Behörden auf regionaler und nationaler Ebene. «Wir bitten die Mitgliedstaaten, in den kommenden zwölf Monaten einen Fahrplan für die Zeit bis 2030 zu erstellen.»
Als der Aktionsplan im Februar vorgestellt wurde, hieß es aus Brüssel aber auch: Von den EU-Staaten werde erwartet, dass sie bis Ende März 2024 Fahrpläne veröffentlichen, in denen Maßnahmen beschrieben würden, wie der Aktionsplan umgesetzt werde. Wie Grundschleppnetze künftig konkret eingeschränkt werden könnten, ist noch offen.
Einig sind sich Kommission und Bundesagrarminister Özdemir darin, dass Meere besser geschützt werden müssen. «Nord- und Ostsee sind in schlechtem Umweltzustand – da gibt es kein Vertun», sagte Özdemir der dpa. Bemühungen für eine nachhaltige Fischerei müssten verstärkt werden, dazu gehörten auch umweltfreundlichere Regeln für Grundschleppnetze. Die Kommission betonte: «Viele Fischer sind auf einen intakten Meeresboden angewiesen, der sich aber leider in ganz Europa weiter verschlechtert.»