Der Deutsche Städtetag fordert Nachbesserungen bei den Plänen zum Heizungstausch. Hauptgeschäftsführer Helmut Dedy sagte der Deutschen Presse-Agentur: «Wir wissen, dass wir jetzt die Weichen für die klimaneutrale Wärmeversorgung stellen müssen. Aber die noch so richtigen Ziele laufen ins Leere, wenn Handwerker und geeignete Heizsysteme fehlen, Fristen zu eng sind und Kosten in die Höhe schnellen und damit die Menschen insgesamt überfordert werden.»
Das Bundeskabinett könnte heute eine Reform des Gebäudeenergiegesetzes beschließen – und zugleich ein zusätzliches Förderprogramm für den Heizungstausch in Milliardenhöhe. Von 2024 an soll nach Plänen der Bundesregierung möglichst jede neu eingebaute Heizung zu 65 Prozent mit erneuerbaren Energien betrieben werden. Damit soll der Abschied von Gas- und Ölheizungen eingeläutet werden.
Der SPD-Vorsitzende Lars Klingbeil stellt umfangreiche Zahlungen für Immobilienbesitzer und Mieter in Aussicht. Der «Bild»-Zeitung sagte er, Klimaschutz und soziale Gerechtigkeit gingen nur zusammen: «Deshalb werden wir massiv Geld in die Hand nehmen, um den Umstieg beim Heizen zu fördern.»
Förderungen weiterhin unklar
Die Union fordert eine verlässliche Förderung für Heizungsumstellung. «Niemand darf durch neue Vorgaben überfordert werden», sagte Unionsexperte Andreas Jung der Funke Mediengruppe. Die Fraktionsvize der Grünen im Bundestag, Julia Verlinden, zeigte sich hingegen zuversichtlich, dass eine gute Lösung erarbeitet werde, «um Menschen beim Heizungstausch und bei der Steigerung der Energieeffizienz auch künftig zu unterstützen».
Der Vorsitzende der Linksfraktion im Bundestag, Dietmar Bartsch, nannte das Heizungsgesetz «eine Chaosnummer». Dem Redaktionsnetzwerk sagte er, «dass die Förderungen weiterhin unklar sind, ist eine Unverschämtheit gegenüber den Bürgern».
Dedy sagte, für die Städte sei wichtig, dass der Weg in eine klimaneutrale Wärmeversorgung mit machbaren Fristen und einem Technologie-Mix beschritten werden könne. «Für viele Wohngebiete, gerade im Neubau, ist die Wärmepumpe eine gute Option. Unsere Sorge sind die vielen Millionen Häuser im Bestand. Denn eine Wärmepumpe arbeitet aktuell nur in hochgedämmten Gebäuden effizient. Und das heißt, alte Häuser brauchen neue Fenster, gedämmte Fassaden und Dächer, große Heizflächen im Fußboden oder Wänden und erschwingliche Strompreise. Das alles wird nicht überall möglich sein. Und schon gar nicht in kurzer Zeit. Wir brauchen daher dringend längere Übergangsfristen für den Gebäudebestand.»
Wenig Potenzial für grünen Wasserstoff
Für größere Gebäude, wie Schulen, Turnhallen, Krankenhäuser oder Verwaltungsgebäude seien andere Lösungen nötig. «Sie sind bislang mit Wärmepumpen kaum beheizbar», erläuterte Dedy. «Deswegen brauchen wir eine echte Technologie-Offenheit, die nicht nur auf dem Papier steht. Die Wärmepumpe dort, wo sie effizient arbeiten kann, aber auch ausgebaute Wärmenetze, Abwärme von Industrie oder Geothermie.»
Die Parlamentarische Staatssekretärin im Wirtschaftsministerium, Franziska Brantner, sieht wenig Potenzial für grünen Wasserstoff im Wärmesektor. «Beim Heizen, wo es Wärmepumpen, Geothermie und viele andere Alternativen gibt, wird Wasserstoff wahrscheinlich der teuerste Weg sein», sagte Brantner der Funke Mediengruppe. «Da muss es Klarheit geben, auch in der Wärmeplanung der Kommunen – wenn ich Bürgermeisterin wäre, würde ich nicht auf Wasserstoff in der Wärmeplanung setzen.» Wasserstoff sei aber natürlich überall erlaubt.