Die Inflation in Deutschland hat im zweiten Monat in Folge etwas an Tempo verloren. Mit 7,2 Prozent blieb die jährliche Teuerung aber auch im April auf vergleichsweise hohem Niveau, wie aus ersten Berechnungen des Statistischen Bundesamtes hervorgeht. Von März auf April des laufenden Jahres stiegen die Verbraucherpreise nach Angaben der Wiesbadener Behörde vom Freitag um 0,4 Prozent.
Im März hatte die jährliche Inflationsrate in Deutschland mit 7,4 Prozent erstmals seit August 2022 wieder die Acht-Prozent-Marke unterschritten. Für Verbraucherinnen und Verbraucher ist die hohe Teuerung eine Herausforderung: Sie zehrt an ihrer Kaufkraft, die Menschen können sich für einen Euro weniger leisten.
Die Menschen stünden «weiterhin auf der Kostenbremse» befand die Beratungsgesellschaft Simon-Kucher jüngst auf Basis einer Umfrage. Demnach will fast die Hälfte der gut 1300 hierzulande Befragten in den nächsten zwölf Monaten seltener (44 Prozent) oder weniger (45 Prozent) einkaufen.
Nahrungsmittel verteuerten sich nach den vorläufigen Berechnungen der Statistiker im April binnen Jahresfrist um 17,2 Prozent. Damit schwächte sich der Preisauftrieb in diesem Bereich erstmals in diesem Jahr wieder ab: Im Januar 2023 hatten die Nahrungsmittelpreise hierzulande um 20,2 Prozent über dem Niveau des Vorjahresmonats gelegen, im Februar waren es 21,8 Prozent, im März dann 22,3 Prozent.
Energiepreise zogen wieder an
Der Kreditversicherer Allianz Trade führt den Anstieg der Lebensmittelpreise nicht nur auf gestiegene Rohstoffkosten und höhere Energiepreise zurück. «Übermäßige Gewinnmitnahmen» der Unternehmen trügen spürbar bei, sagte Andy Jobst von Allianz Trade jüngst der Deutschen Presse-Agentur. Europaweit lagen die Lebensmittelpreise dieser Analyse zufolge im ersten Quartal um knapp 15 Prozent über Vorjahresniveau, in Deutschland um rund 22 Prozent.
Dagegen zog der Anstieg der Energiepreise im April den amtlichen Zahlen zufolge wieder an. Energie verteuerte sich nach Berechnungen des Bundesamtes zum Vorjahresmonat um 6,8 Prozent nach einem Zuwachs von 3,5 im März und plus 19,1 Prozent im Februar. Die Bundesregierung bemüht sich über die rückwirkend zum 1. Januar geltenden Preisbremsen Erdgas, Strom und Fernwärme erschwinglicher zu machen.
Einer Umfrage des Ifo-Instituts zufolge planen für die nächsten drei Monate weniger Unternehmen als zuletzt Preiserhöhungen. «Die Preisanhebungswelle dürfte damit ihren Scheitelpunkt bereits überschritten haben», analysierte Ifo-Konjunkturchef Timo Wollmershäuser. Schwerpunkt der Preiserhöhungen blieben Einzelhandel und konsumnahe Dienstleistungen wie Restaurants und Friseure. «Daher dürfte die Inflation in den kommenden Monaten nur sehr langsam zurückgehen», prognostizierte Wollmershäuser.
Mit höheren Zinsen versucht die Europäische Zentralbank (EZB) die Inflation zu dämpfen. Denn höhere Zinsen verteuern Kredite, was die Nachfrage bremsen kann. Die Notenbank strebt für den Euroraum insgesamt stabile Preise bei einer Teuerungsrate von zwei Prozent an. Nach sechs Zinserhöhungen in Folge beträgt der Leitzins im Euroraum 3,5 Prozent. Bei der nächsten EZB-Sitzung am 4. Mai wird eine weitere Anhebung erwartet.