Die Inflation in Deutschland hat erstmals seit Februar wieder an Tempo zugelegt. Nach ersten Daten des Statistischen Bundesamtes stiegen die Verbraucherpreise im Juni gegenüber dem Vorjahresmonat um 6,4 Prozent. Im Mai lag die Jahresteuerungsrate noch bei 6,1 Prozent.
Im Juni belasteten erneut deutlich gestiegene Nahrungsmittelpreise (plus 13,7 Prozent) die Budgets der Verbraucherinnen und Verbraucher. Die Energiepreise stiegen mit 3,0 Prozent dagegen unterdurchschnittlich stark. Im Vorjahr waren die Energiepreise infolge des russischen Angriffs auf die Ukraine in die Höhe geschossen.
Seit Februar hatte sich die Inflation drei Monate in Folge auf hohem Niveau kontinuierlich abgeschwächt. Im Februar lag die Teuerungsrate wie schon zu Jahresbeginn noch bei 8,7 Prozent. Verglichen mit dem Vormonat Mai stiegen die Verbraucherpreise im Juni um 0,3 Prozent.
Volkswirte haben die Preissteigerung erwartet
Die seit Monaten hohe Teuerung ist eine Belastung für Verbraucherinnen und Verbraucher. Sie zehrt an ihrer Kaufkraft, die Menschen können sich für einen Euro weniger leisten. «Nach wie vor hohe Inflationsraten von derzeit etwa sechs Prozent knabbern spürbar an der Kaufkraft der Haushalte und verhindern, dass der private Konsum seinen positiven Beitrag leisten kann», sagte Rolf Bürkl jüngst. Der Privatkonsum ist eine wichtige Stütze der deutschen Konjunktur.
Die Furcht vor einer weiter steigenden Inflation und vor einer Rezession – also einem Schrumpfen der Wirtschaftsleistung – ließ die Stimmung der Verbraucher in Deutschland der GfK zufolge zuletzt wieder sinken.
Volkswirte hatten mit einem Anstieg der Inflation im Juni gerechnet. Vor einem Jahr dämpften das auf drei Monat befristete 9-Euro-Ticket und der Tankrabatt zeitweise den Preisauftrieb. Dieser Effekt entfiel in diesem Jahr. Das im Mai 2023 gestartete Deutschlandticket ist mit 49 Euro deutlich teurer. In den kommenden Monaten rechnen Experten trotz des jüngsten Anstiegs weiter mit einer schrittweisen Entspannung bei den Preisen.
Die Bundesregierung bemüht sich um Entlastung: Die rückwirkend zum 1. Januar geltenden Preisbremsen sollen Erdgas, Strom und Fernwärme erschwinglicher machen. Die Europäische Zentralbank (EZB) stemmt sich mit einer Serie von Zinserhöhungen gegen die auch im Euroraum hohe Inflation. Höhere Zinsen verteuern Kredite. Das kann die Nachfrage bremsen und hohen Teuerungsraten entgegenwirken. Die EZB strebt mittelfristig für den Euroraum Preisstabilität bei einer Inflationsrate von zwei Prozent an.