Deutschlands Unternehmen müssen einer Studie zufolge ihre Investitionen in den Klimaschutz deutlich erhöhen, damit die Bundesrepublik ihre selbstgesteckten Ziele erreichen kann.
Nach einer Umfrage der staatlichen Förderbank KfW unter rund 11.000 Firmen aller Größenklassen steckte die Wirtschaft 2021 insgesamt etwa 55 Milliarden Euro in Klimaschutzmaßnahmen im Inland. «Für das Ziel der Klimaneutralität ist mehr als eine Verdoppelung notwendig», sagte die KfW-Chefvolkswirtin Fritzi Köhler-Geib am Dienstag in Frankfurt.
Jeder achte Euro der Gesamtinvestitionen deutscher Unternehmen von 433 Milliarden Euro floss der KfW zufolge im vergangenen Jahr in Energiewendevorhaben. «Es passiert viel, aber es muss noch mehr passieren», sagte Köhler-Geib. Um Klimaneutralität in Deutschland bis 2045 zu erreichen, seien Gesamtinvestitionen von etwa 5 Billionen Euro nötig. Allein private Unternehmen müssten jährlich Investitionen in Höhe von 120 Milliarden Euro stemmen.
Die allermeisten Unternehmen, die 2021 in Klimaschutz investierten, wandten der Umfrage zufolge dafür einen eher überschaubaren Betrag auf. Bei Kleinstunternehmen waren es im Schnitt 23.000 Euro. Größere Mittelständler mit mehr als 50 Beschäftigten und maximal 500 Millionen Euro Jahresumsatz kamen im Schnitt auf 251.000 Euro.
Klimafreundliche Mobilität
Am häufigsten steckten Unternehmen Geld in Maßnahmen zur klimafreundlichen Mobilität (47 Prozent), gefolgt von Verbesserungen der Energieeffizienz ihrer Gebäude etwa durch Dämmung oder Einbau von Wärmepumpen (32 Prozent). Auf dem dritten Platz rangierten Maßnahmen zur Erzeugung oder Speicherung erneuerbarer Energie (27 Prozent).
Mehr als die Hälfte der befragten Firmen hat zumindest teilweise den Klimaschutz in der eigenen Unternehmensstrategie verankert. Konkrete Ziele zur Verringerung von Treibhausgasen (13 Prozent) und die Kenntnis des eigenen CO2-Fußabdrucks (16 Prozent) sind bisher aber die Ausnahme. Klimaneutralität strebt demnach bislang sogar nur
jedes zehnte Unternehmen an, auch wenn dieses Ziel in Deutschland bis zum Jahr 2045 flächendeckend erreicht werden soll.
Die aktuelle Energiekrise hat Köhler-Geib zufolge entgegengesetzte Effekte auf die Bereitschaft, in Klimaschutzmaßnahmen zu investieren. «Einerseits setzen die momentan hohen Energiepreise für fossile Energieträger höhere Anreize für einen Umstieg auf erneuerbare Energien und eine Verbesserung der Energieeffizienz», erläuterte die Chefvolkswirtin. Andererseits führe die extreme Unsicherheit über die wirtschaftlichen Folgen der Energiekrise dazu, dass Investitionspläne im laufenden Jahr oft zurückgestellt oder aufgegeben würden. «Auch Klimaschutzinvestitionen dürften davon betroffen sein.»