Mallorca hat die verheerenden Jahre der Corona-Pandemie endgültig hinter sich gelassen und bereitet sich vor auf eine Super-Saison. Wenn das Jahr so wird, wie es begonnen hat, stehen Besucherrekorde ins Haus. Fast 860.000 Passagiere zählte der Insel-Flughafen allein im Januar. Das waren mehr als selbst 2019, dem letzten Jahr vor Corona. Und das, obwohl es auf der Sonneninsel im Januar und Februar teils ungewöhnlich heftig schneite.
Die deutschen Reisenden machten mit 177.000 wieder den größten Anteil unter den ausländischen Passagieren aus. Einer von ihnen ist Marcus. «Ich wollte einfach nur billig Urlaub machen. Daher fiel die Entscheidung auf Mallorca», sagt der Kölner. Dem schmalen Reisebudget kommt zugute, dass der freischaffende Schauspieler neben ein paar Nächten im Hotel auch bei einer Freundin unterkommen kann.
Die Preisfrage dürfte sich in Zeiten hoher Inflation auch anderen Touristen stellen. «Der Mallorca-Urlaub wird 2023 rund 33 Prozent teurer als im Vorjahr werden», meint Juan Ferrer, Präsident der Qualitätsoffensive Palma Beach, der sich viele Hotels und Restaurants an der Playa de Palma angeschlossen haben. Die Flüge, auswärts essen gehen, die Nacht im Hotel – alles wird teurer. «Selbst beim Einkaufen merken es die Leute. Durch die Insellage steigen die Preise auf Mallorca noch stärker als auf dem Festland.»
Malle-Urlaub wird teurer – aus mehreren Gründen
Schon in den vergangenen drei Jahren habe sich der Preis für einen Mallorca-Urlaub in etwa verdoppelt, sagt Ferrer. Die Kosten werden wohl auch langfristig wegen des im vergangenen Jahr eingeführten Tourismusgesetzes steigen, das den Hotels die Aufstockung der Bettenanzahl verbietet, um den Massentourismus zu bremsen. «Dieses Jahr hat das noch keine Auswirkungen. Es bleibt zu hoffen, dass künftige Preiserhöhungen auch mit einem besseren Angebot seitens der Hotels einhergehen», sagt Ferrer.
Dass sich die Deutschen davon abschrecken lassen, glaubt der Mallorquiner nicht. «Sie arbeiten zu hart. Da will niemand den Urlaub opfern», zeigt sich Ferrer überzeugt. Der Trend geht aber dahin, die Reise langfristig zu planen, um Geld zu sparen. «Wegen der Pandemie hatten wir im vergangenen Jahr eher Last-Minute-Buchungen. Das hat sich nun geändert.»
Auch der Flughafen macht sich für den großen Urlauberansturm fit. In der vergangenen Woche rückten Bagger an. Für 200 Millionen Euro soll der Airport in den kommenden 39 Monaten renoviert werden. Zwischen April und Oktober ruhen jedoch die Arbeiten, um die Saison nicht zu gefährden. Geplant ist eine Rundumerneuerung des Terminals, mehr Check-in-Schalter, neue Durchgänge zu den Gates, und die Sicherheitskontrolle soll umziehen.
Wer nur Party will, ist nicht mehr gern gesehen
In diesem Jahr werden wohl aber noch keine Änderungen innerhalb des Gebäudes bemerkbar sein. Anders sieht es draußen aus, wo bis März ein neuer Radweg entsteht. Erstmals ist dann der Flughafen auch mit dem Fahrrad zu erreichen. Die geplante Straßenbahn lässt noch bis 2027 auf sich warten.
Teurer könnte unter Umständen auch besser heißen, hofft Ferrer. Die Preissteigerungen könnten aus seiner Sicht den ein oder anderen Partyurlauber mit geringem Budget von der Insel fernhalten. «10 bis 15 Prozent werden sich wohl nach einem anderen Reiseziel umschauen.» Das wäre nach Ferrers Meinung aber kein Nachteil, ganz im Gegenteil.
Denn gegen Partyurlauber, die sich am Ballermann daneben benehmen und meist nicht viel Geld auf der Insel lassen, kämpft Palma Beach schon seit Jahren. Der Mallorquiner rät zu einem Inselurlaub in der Vorsaison. «Von der letzten Märzwoche bis zur ersten Maiwoche ist die beste Reisezeit für die Playa de Palma. Dann ist die Qualität besonders hoch. Das Wetter ist gut und die jungen Sauftouristen sind noch nicht da», sagt Ferrer.
Die Löhne im Tourismus sind mickrig
Bedenken gibt es auf Mallorca jedoch, ob angesichts des erwarteten Besucheransturms genügend Saisonarbeiter im Sommer auf die Insel kommen. Die Löhne in Spanien sind niedrig. 1080 Euro beträgt der Mindestlohn. Auf Mallorca reicht das kaum für die Miete. Eine Wohnung gibt es selten unter 1000 Euro. Selbst ein WG-Zimmer kostet auf der Insel in der Regel ab 400 Euro. Die Wohnungsnot ist so groß, dass die Regierung über Sozialwohnungen in ausgebauten Seecontainern oder ein rechtlich schlecht durchsetzbares Verbot des Immobilienverkaufs an Ausländer diskutiert.
Aus der Not geboren sind schon Siedlungen aus Wohnwagen entstanden. «Ich habe keine Vorstrafen, nehme keine Drogen, habe mein ganzes Leben gearbeitet und kann mir in meinem Land keine Unterkunft leisten. Es ist erniedrigend», sagt ein Wachmann, der seit einem halben Jahr im Auto schläft. Auf dem Parkplatz des Schwimmbads Son Hugo in Palma haben sich in den vergangenen Monaten an die 30 unfreiwillige Camper zusammengefunden. «Wir haben alle Jobs, aber des Geld reicht einfach nicht», sagt Juan, der seit fünf Jahren keine Wohnung hat. «Im Sommer werden wir noch mehr sein», ist er sich sicher.