Der Autobauer Mercedes-Benz will wichtige Bauteile für seine Elektroautos auch künftig in Deutschland produzieren und damit hierzulande Tausende Arbeitsplätze absichern.
Insgesamt will das Unternehmen in den nächsten Jahren einen mittleren einstelligen Milliardenbetrag in Europa und China in die Hand nehmen, wie es in Stuttgart mitteilte. Ein Arbeitnehmervertreter sprach für Sicherheit für die betroffenen Mitarbeiter bis ins nächste Jahrzehnt. Mercedes will bis 2025 die Hälfte seiner Autos elektrisch produzieren und bis 2030 in der Lage sein, nur noch Elektroautos zu bauen.
Konkret soll am bisher auf Verbrennermotoren spezialisierten Werk in Kölleda in Thüringen eine Batteriemontage entstehen. Entsprechende Gespräche mit der Landesregierung dazu seien auf einem guten Weg, eine finale Entscheidung sei in wenigen Wochen zu erwarten, sagte Produktions- und Logistikchef Jörg Burzer. Ähnlich äußerte sich das Thüringer Wirtschaftsministerium. An dem Standort mit 1300 fest angestellten Mitarbeitern sollen Burzer zufolge grob ab 2026 oder 2027 erste Anlagen anlaufen. Neben Batterien sollen dort vorerst auch weiter Verbrenner gebaut werden.
Außerdem soll im sächsischen Kamenz mit rund 1500 fest Beschäftigten und in Brühl am Standort Untertürkheim (insgesamt 16.000 Mitarbeiter) ab 2024 der Hochlauf für Batterien für neue vollelektrische E-Modelle starten. In Peking in China ist das ab 2025 geplant. An allen drei Standorten werden auch aktuell schon Batterien gefertigt.
Fertigung und Montage der Achsen für die künftigen Mercedes-Stromer sollen den Plänen zufolge weiter in Hamburg mit seinen rund 2100 Beschäftigten und in Untertürkheim/Mettingen stattfinden. Außerdem soll in Peking, Untertürkheim und im rumänischen Sebes ab 2024 der Hochlauf für elektrische Antriebseinheiten beginnen. Im Mercedes-Benz Werk in Berlin sollen ab Mitte des Jahrzehnts besonders leistungsstarke Elektromotoren gebaut werden. Die Pläne waren bereits bekannt gewesen.
Für Untertürkheim hatte Mercedes-Benz bereits vergangene Woche eine Verdopplung der Produktionskapazitäten für Antriebseinheiten auf eine Million jährlich angekündigt. Zu den Produktionskapazitäten der anderen Standorte machte das Unternehmen keine Angaben. Auch zu den Investitionen je Standort äußerte sich Mercedes nicht.
Auf die Beschäftigten kommen Anforderungen zu
Vorangegangen war nach Angaben von Arbeitgeberseite und Betriebsrat ein zähes Ringen über die Zukunft der deutschen Standorte. Letztlich sei keine der Produktionsstätten für Antriebsstränge nicht in den Plänen berücksichtigt, sagte Burzer. Auf die Beschäftigten kommen nach Angaben von Betriebsratschef Ergun Lümali aber einige Anforderungen mit Blick auf die Flexibilität zu: Bei Bedarf zusätzliche Schichten oder vorübergehende Nachtschichten seien damit eher möglich: «Materiell haben wir überhaupt keine Zugeständnisse gemacht», sagte er. Bei Mercedes-Benz gelte ein Ausschluss von betriebsbedingten Kündigungen bis zum Jahr 2030.
Im Juni hatten sich Unternehmen und Arbeitnehmervertreter bereits auf einen Fahrplan für die Fahrzeugwerke beim Umstieg auf Elektroautos verständigt. Demnach bleiben die Fahrzeugwerke Bremen, Rastatt und Sindelfingen im Großraum Stuttgart bis ins nächste Jahrzehnt ausgelastet. Auch an anderen Standorten sollen demnach Stromer gebaut werden. Insgesamt investiert Mercedes bis 2026 über zwei Milliarden Euro in europäische Fahrzeugfabriken.