Bundesagrarminister Cem Özdemir setzt angesichts einer weiterhin angespannten Geschäftslage auf verlässliche Bedingungen für die Bauern. Die Landwirtschaft stehe mitten in der Zeitenwende und müsse mit vielen Krisen umgehen, sagte der Grünen-Politiker der Deutschen Presse-Agentur.
Der Angriffskrieg von Russlands Präsident Wladimir Putin gegen die Ukraine verteuere Energie und Rohstoffe, zugleich machten den Höfen Folgen der Klimakrise zu schaffen. «Jetzt geht es darum, einen guten Rahmen für die Landwirtschaft zu zimmern, der Planungssicherheit gibt und Einkommen sichert.» Seine Maxime dabei laute: «Nachhaltig wirtschaften muss sich lohnen.»
«Wichtige Weichenstellungen nicht angepackt»
Özdemir sagte: «Zur Wahrheit gehört aber auch, dass die Bedingungen für eine krisenfeste Landwirtschaft schon einmal besser waren, als es keine Inflation gab und die Kassen voll waren. Nur wurden da wichtige Weichenstellungen nicht angepackt – das rächt sich jetzt.» Der Minister kommt heute zum Deutschen Bauerntag nach Münster. Die rund 500 Delegierten erwarten dabei Antworten auf Forderungen, die Bauernpräsident Joachim Rukwied an die Politik gerichtet hatte. Dabei geht es unter anderem um die ökonomischen Rahmenbedingungen für die Tierhaltung in Deutschland.
Özdemir sagte, im vergangenen Jahrzehnt habe die Tierhaltung «einen brutalen Strukturbruch» erlebt. Zwischen 2010 und 2020 habe sich die Zahl der schweinehaltenden Betriebe auf 32.000 fast halbiert. Er arbeite seit seinem Amtsantritt dafür, den Tierhaltern wieder eine Perspektive zu geben. «Wer Freund der Bauern und Freund der Tiere ist, der stärkt mir beim Umbau den Rücken.»
«Klimakrise kostet uns bares Geld»
Özdemir hob den ersten Schritt eines Tierhaltungslogos hervor, das vom Bundestag beschlossen wurde. «Mit der Kennzeichnung schaffen wir die Voraussetzung, die Leistung der Bauern für mehr Tierwohl sichtbar zu machen.»
Der Grünen-Politiker warnte: «Die Klimakrise kostet uns bares Geld – und zwar schon heute.» Allein die Dürrejahre 2018/19 hätten die Landwirtschaft Milliarden gekostet. «Für sichere Ernten auch in 20, 30 und 50 Jahren müssen wir jetzt handeln.» Er nannte zum Beispiel eine Wassernutzung, die Wasserbedarf effizient und nachhaltig steuere und andererseits das Potenzial der Böden zu Wasserspeicherung hebe, etwa mit geeigneten Anbaumethoden. Dies werde gefördert.