Der niederländische Netzbetreiber Tennet will mit der Bundesregierung über den Verkauf seines deutschen Stromnetzes an den Staat verhandeln. Grund ist der hohe Eigenkapitalbedarf für die Energiewende, den Tennet am Freitag allein für den Ausbau seines deutschen Netzes auf 15 Milliarden Euro bezifferte.
Eigentümer der Tennet-Muttergesellschaft ist der niederländische Staat, in Deutschland ist das Unternehmen einer der vier Übertragungsnetzbetreiber. In beiden Ländern zusammen betreibt Tennet nach Firmenangaben 24.500 Kilometer Hoch- und Höchstspannungsleitungen. Das deutsche Tennet-Netzgebiet ist das flächenmäßig größte der vier Betreiber und reicht in einem Nord-Süd-Korridor von der Nordsee bis zur österreichischen Grenze. Sitz der deutschen Tochter ist Bayreuth.
Sowohl die niederländische als auch die deutsche Regierung haben umfangreiche – und teure – Ausbaupläne für die jeweiligen Stromnetze. Das würde die Finanzkraft des Unternehmens jedoch übersteigen, wie aus der Mitteilung hervorgeht. Bereits 2020 hatte die niederländische Regierung publik gemacht, dass sie zur Deckung des Geldbedarfs eine Beteiligung des Bunds bevorzugen würde.
«Strukturelle Lösung» gesucht
Aus der Tennet-Mitteilung geht hervor, dass die niederländische Regierung kein Interesse hat, die Investitionen in Deutschland mitzufinanzieren. «Der Eigenkapitalbedarf von Tennet für dieses Jahrzehnt steigt», hieß es darin. «Es ist deutlich geworden, dass die niederländische Regierung es präferiert, die niederländischen Aktivitäten von Tennet zu finanzieren, derzeit schätzungsweise zehn Milliarden Euro.» Der Eigenkapitalbedarf für die deutschen Aktivitäten von Tennet werde derzeit auf rund 15 Milliarden Euro geschätzt. Dafür «sucht die niederländische Regierung eine strukturelle Lösung», heißt es in der Mitteilung weiter.
Auf deutscher Seite hatte Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) im November Gesprächsbereitschaft über die Zukunft des deutschen Tennet-Netzes erklärt. Beschlossen ist ein Verkauf an den Bund laut Unternehmen nicht: «Tennet ist bewusst, dass sein einziger Anteilseigner, die niederländische Regierung, noch keine endgültige Entscheidung getroffen hat, und wird die nächsten Schritte in enger Zusammenarbeit mit der Regierung unternehmen.»