• Fr. Nov 22nd, 2024

Thyssenkrupp-Beschäftigte fordern mehr Transparenz

Mitarbeitende stehen bei einer Demonstration vor der Konzernzentrale von Thyssenkrupp. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Rolf Vennenbernd/dpa)

Mehrere Tausend Beschäftigte des Industriekonzerns Thyssenkrupp haben in Essen für mehr Mitsprache und Transparenz bei wichtigen Unternehmensentscheidungen demonstriert. «Ein Umbau der Thyssenkrupp AG gegen die Menschen wird nicht gelingen», sagte der Konzernbetriebsratsvorsitzende Tekin Nasikkol. Es müsse Schluss sein «mit dem Kurs gegen die Mitbestimmung». Zur Teilnahme aufgerufen hatte die IG Metall. Bei der Kundgebung sprach auch Konzernchef Miguel López.

Anlass für die Protestkundgebung direkt vor der Konzernzentrale war eine Sitzung des Aufsichtsrats der Konzernholding am selben Tag. Arbeitnehmervertreter werfen dem Vorstand um den Vorsitzenden López unter anderem vor, sie nicht genügend und frühzeitig in wichtige Entscheidungen einbezogen zu haben.

Aufseher stimmen Einstieg von Energiefirma zu

Im Fokus steht vor allem die Thyssenkrupp-Stahlsparte, die mit der Konjunkturschwäche und Billigimporten zu kämpfen hat. Dort ist ein deutlicher Abbau der Erzeugungskapazitäten in Duisburg geplant, der mit einem Stellenabbau verbunden sein soll.

Außerdem geht es um einen 20-Prozent-Einstieg der EPCG-Holding des tschechischen Milliardärs Daniel Kretinsky in die Stahlsparte. Der Aufsichtsrat hat der Beteiligung zugestimmt. Die Entscheidung wurde mit dem Zweitstimmrecht des Aufsichtsratsvorsitzenden gegen die Stimmen der Arbeitnehmervertreter getroffen, wie Thyssenkrupp mitteilte. Über den Einstieg hatte der Vorstand Ende April eine grundsätzliche Einigung mit EPCG erzielt.

Bei der strategischen Partnerschaft soll es vor allem um Energielieferungen gehen. Der EPCG-Anteil soll in Zukunft auf 50 Prozent gesteigert werden und die Stahlsparte dabei verselbstständigt werden.

«Der Einstieg von EPCG verbindet das führende Werkstoff-Knowhow von Thyssenkrupp Steel Europe mit der Energieexpertise von EPCG», hieß es. Der Abschluss der Transaktion ist noch im laufenden Geschäftsjahr vorgesehen. «Die strategische Partnerschaft mit EPCG ist ein bedeutender Schritt zur Sicherung einer resilienten, kosteneffizienten und klimaschonenden Stahlproduktion von Thyssenkrupp Steel – und damit auch ein wesentlicher Beitrag zur Sicherung der Stahlindustrie in Deutschland», teilte Thyssenkrupp weiter mit.

«Billig verkaufen lassen wir uns nicht»

«Gegen Milliardäre haben wir nichts, solange sie Geld mitbringen und in den Stahl investieren», sagte Nasikkol. Allerdings wüssten die Beschäftigten nicht, was Herr Kretinsky wolle. «Will er mit uns Geld verdienen, oder will er an uns Geld verdienen?» Man sei offen für gute Lösungen. «Doch billig verkaufen lassen wir uns nicht.»

Nasikkol forderte beim angekündigten Umbau der Stahlsparte erneut die Einhaltung von Tarifverträgen, den Verzicht auf betriebsbedingte Kündigungen, Standortgarantien für alle Standorte sowie weitere Investitionen in eine klimafreundlichere Stahlerzeugung.

«Wir wollen in konstruktiver Zusammenarbeit mit den Arbeitnehmervertretungen sozialverträgliche Lösungen schaffen», sagte López. «Es soll auch weiterhin keine betriebsbedingten Kündigungen geben. Aber wir müssen handeln, damit Stahl aus Duisburg auch weiterhin eine Perspektive hat.» Während der Rede von López gab es zahlreiche Zwischenrufe.