Im Tarifkonflikt mit der Post setzt die Gewerkschaft Verdi ihre Warnstreiks fort. Die Beteiligung an den Arbeitsausständen sei ausgesprochen hoch, sagte eine Sprecherin des Verdi-Bundesverbandes am Samstagmorgen. Die Stimmung sei gut. Der für Postdienste zuständige Verdi-Landesfachbereichsleiter in NRW, Thomas Großstück, ging ebenfalls von einer hohen Beteiligtenzahl aus. «Es läuft gut.»
Bestreikt wurde zum Beispiel die Zustellung im Raum Bonn, in Bochum und im Münsterland – dort blieben viele Briefe und Pakete liegen und wurden nicht ausgetragen. Auch Mannheim, Stuttgart und Freiburg waren betroffen. Der Warnstreik-Aufruf richtete sich an zahlreiche Post-Standorte in Deutschland.
Die Gewerkschaft fordert 15 Prozent mehr Lohn und Gehalt für die rund 160.000 Tarifbeschäftigte im Bereich Post & Paket Deutschland. Begründet wird die Forderung unter anderem mit der Inflation. 140.000 Postler bekommen Verdi zufolge ein Monatsentgelt, das bei 2108 bis 3090 Euro brutto liegt. Diese Tarifbeschäftigten seien im besonderen Maße von der hohen Inflation betroffen, da sie einen großen Anteil ihres Nettoeinkommens für Nahrungsmittel und Energie aufbringen müssen, argumentiert die Gewerkschaft.
Letzte Tariferhöhung bei zwei Prozent
Die letzte Tariferhöhung im Januar 2022 habe nur zwei Prozent betragen, heißt es von der Gewerkschaft mit Verweis auf die aktuell hohe Inflation. Die Tarifforderungen seien «notwendig, gerecht und machbar», sagt Verdi-Verhandlungsführerin Andrea Kocsis.
Die Arbeitsbelastung der Postler sei hoch, betont Andreas Henze von Verdi Baden-Württemberg. In der Zustellung und in den Verteilzentren gingen Beschäftigte «auf dem Zahnfleisch». «Sie müssen für die Konzerngewinne immer schneller und schwerer arbeiten», sagt der Landesfachbereichsleiter Postdienste. «Ihr Knochenjob muss endlich finanziell wertgeschätzt werden.»
Jedes sechste Paket blieb liegen
Bereits in der vergangenen Woche hatte es Arbeitsniederlegungen bei der Post gegeben, die zweite Warnstreik-Welle begann am Donnerstag. Nach Angaben von Verdi hatten am Freitag bundesweit rund 18.000 Beschäftigte an verschiedenen Standorten die Arbeit niedergelegt. Die Post sprach von 13.800 Warnstreik-Teilnehmern, die auf etwas mehr als ein Drittel der betroffenen Standorte gekommen seien. Bezogen auf den bundesweiten Tagesschnitt blieb jedes sechste Paket und jeder zehnte Brief liegen.
Am 8. Februar sollen die Tarifverhandlungen weitergehen. Dann will die Post ein eigenes Angebot vorlegen. «Trotz der unterschiedlichen Positionen gehen wir davon aus, dass wir in fairen und zügigen Gesprächen in der nächsten Verhandlungsrunde […] vorankommen werden», sagt ein Post-Sprecher.