Die EU-Staaten haben sich unter anderem wegen Vorbehalten Deutschlands erneut nicht auf einen europäischen Gaspreisdeckel einigen können.
«Einige Fragen konnten heute nicht geklärt werden und müssen offenbleiben», sagte Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) nach stundenlangen Verhandlungen mit seinen Kolleginnen und Kollegen in Brüssel. Als deutsche Anliegen nannte er die Versorgungssicherheit und die Finanzmarktstabilität. Der geplante Gaspreisdeckel sei «extrem heikel»: «Wir greifen ja in einen Markt ein, der die Versorgung garantieren soll.»
Habeck sagte, man habe bei dem Sondertreffen der Energieminister auch Fortschritte erzielt bei technischen Fragen und bei der Struktur des Mechanismus. Offen sei etwa noch, wie hoch der Preis sein solle. Diese Frage solle beim nächsten Energieministertreffen Montag geklärt werden, sagte Habeck.
Ob die Staaten dann einen Konsens finden können, war Habeck zufolge noch unklar. «Eine Einigung, wo alle mit zufrieden sind, ist hohe diplomatische Kunst», sagte er. Ihm zufolge könnte es auch sein, dass eine Entscheidung per qualifizierter Mehrheit getroffen wird – notfalls über Deutschlands Votum hinweg. «Dass man eine Lösung findet, zur Not über Mehrheitsentscheidungen, das kann wohl passieren», sagte er. Im konkreten Fall müssten mindestens 15 der 27 EU-Staaten zustimmen, die zusammen mindestens 65 Prozent der Gesamtbevölkerung der EU ausmachen.
Seit Monaten streiten die EU-Staaten über Maßnahmen, um den angesichts des Ukraine-Kriegs stark schwankenden Gaspreis zu kontrollieren. Die EU-Kommission hatte unter dem Druck einer Vielzahl von Staaten vorgeschlagen, unter bestimmten Umständen den Preis für Gas, das am Großhandelsplatz TTF verkauft wird, bei 275 Euro pro Megawattstunde zu deckeln. Ein solcher Preisdeckel würde Großkunden betreffen, die dort handeln – nicht Endverbraucher, wie etwa bei der Gaspreisbremse der Bundesregierung.