Wenn die Heizkostenrechnung explodiert oder das Dach seine besten Jahre schon hinter sich hat, ist es so weit – eine Modernisierung steht an. Doch welche Maßnahmen sind sinnvoll? Und wie geht man am besten vor, wenn man für sein Haus energetisch sanieren will?
Bei solchen Fragen kann eine Energieberatung helfen. «Sie zeigt Haus- und Wohnungseigentümern auf, mit welchen Maßnahmen sie den Energieverbrauch ihres Gebäudes verringern können», sagt Alexander Steinfeldt von der gemeinnützigen Beratungsgesellschaft co2online.
Das Problem ist nur, die Berufsbezeichnung ist nicht geschützt. Tipps, woran sie erkennen, dass die Experten Sie ganzheitlich und branchenübergreifend informieren – wie Sie also kompetente, unabhängige Energieberater finden.
Fachunternehmen versus Energieberater
Energieberater können vor und während einer energetischen Sanierung Einschätzungen zu konkreten Maßnahmen abgeben. Zudem kennen sie relevante gesetzliche Bestimmung wie das Erneuerbare-Wärme-Gesetz.
Natürlich könnten sich Eigentümer, die eine Modernisierung planen, auch direkt an ausführende Fachunternehmen wie Heizungsbauer oder Dachdecker wenden. «Aber man sollte sich nicht nur darauf verlassen, was die Fachunternehmen sagen», rät Martin Brandis von der Energieberatung der Verbraucherzentrale.
Denn die Firmen seien oft auf eine bestimme Art der Maßnahmendurchführung spezialisiert. «Vielleicht gibt es aber geeignetere Formen der Durchführung, die dabei übersehen werden», so Brandis. Dabei komme es bei einer energetischen Sanierung auf einen gesamtheitlichen Blick auf das Gebäude und seine energetischen Potenziale und Herausforderungen an.
Unterschiedliche Arten der Energieberatung
Generell gibt es verschiedene Formen der Energieberatung. Nicht nur für Eigentümer kann sie sinnvoll sein, sondern auch für Mieter. Denn abseits eines individuellen Sanierungsfahrplans kann es dabei auch um einzelne Empfehlungen zum Verhalten gehen und etwa Energiespar-Tipps gehen.
Je nach Thema und Umfang der Fragen kann die Beratung telefonisch, online oder direkt vor Ort stattfinden. Außerdem gibt es kostenlose Angebote sowie Beratungen auf Rechnung. Dabei sollten Verbraucher bedenken, dass die Zielsetzung meist jeweils eine andere ist.
Kostenlose oder sehr preiswerte Beratungsangebote können oft eine erste Orientierung bieten. Eigentümer erhalten da Brandis zufolge aber bestenfalls Antworten auf die Frage, welche Art von Maßnahme überhaupt sinnvoll wäre.
Dazu gehört etwa der Modernisierungscheck von co2online. Das kostenlose Online-Tool prüft die Wirtschaftlichkeit verschiedener Maßnahmen. Auch manche Energieagenturen sowie die Verbraucherzentralen bieten für eine erste Einschätzung eine kostenlose Energieberatung an – per Telefon, online oder in einer der bundesweiten Beratungsstellen.
Kommt hingegen ein Energieberater ins Haus, zahlt man bei der Verbraucherzentrale 40 Euro. «Im Idealfall erfahren Sie in dieser Beratung schon, welche Maßnahmen Sie umsetzen wollen», so Brandis.
Für die Beratung zahlen – wann es sich lohnt
Oft bleiben danach aber noch viele Detailfragen offen. Dann kommen weitere Beratungsleistungen ins Spiel. Für eine ausführliche Energieberatung müssen Verbraucher mit einem vierstelligen Betrag rechnen. Je nach Größe des Gebäudes und dem Umfang der Leistungen liegen die Kosten dann laut Steinfeld durchschnittlich zwischen 1.600 und 2.000 Euro.
Bei solchen Angeboten sichten und dokumentieren Energieberater in der Regel vor Ort die Immobilie, erstellen gegebenenfalls einen individuellen Sanierungsfahrplan, informieren über mögliche Förderungen und begleiten teilweise sogar die Baumaßnahmen.
Da Energieberater unterschiedliche fachliche Schwerpunkte bedienen, lohnt es sich, einen Beratungsvertrag aufzusetzen. Darin sollte man neben den Kosten auch die konkreten Leistungen der Beratung festhalten, rät Martin Brandis.
Qualifizierte und passende Energieberater finden
Wer für einen ausführlicheren Check vor Ort einen kompetenten Energieberater sucht, findet dazu auf der Website Energie-Effizienz-Experten.de eine Übersicht bei der Deutschen Energie-Agentur.
«Energieberater, die auf dieser Liste stehen, müssen ihre Qualifikationen und regelmäßige Fortbildungen nachweisen», sagt Martin Brandis. So dass «einigermaßen sichergestellt ist, dass diese Experten auch qualifiziert sind».
Ein Eintrag in diese Energieeffizienz-Expertenliste ist laut Alexander Steinfeldt aber keine Garantie für eine fundierte Beratung. Er rät daher zu einer besonders sorgfältigen Auswahl des Beraters – aus seiner Sicht kommt es also darauf an:
- die Qualifikationen genau zu vergleichen
- Referenzen zu erfragen
- die Unabhängigkeit des Beraters sicherzustellen
«Ergänzend kann eine Recherche nach Bewertungen hilfreich sein – sowohl auf unabhängigen Bewertungsplattformen als auch in Erfahrungsberichten früherer Kunden», sagt Steinfeldt.
Energieberater sollten zudem gewisse Standards kennen – also mindestens gemäß der Bundesförderung für effiziente Gebäude (BEG) beraten. Damit die Maßnahmen an der Immobilie auch zukunfts- und förderfähig sind.
Wichtig zu wissen für alle, die eine staatliche Förderung in Anspruch nehmen wollen: Nur die Beratungsleistung, der bei der Energie-Agentur gelisteten Experten, ist förderfähig.
Wann Eigenrecherche angebracht ist
Stutzig werden sollten Verbraucher hingegen, wenn etwa eine Energieberatungsagentur die Vor-Ort-Begehungen an externe Dienstleister auslagern will. Und wenn sie die Immobilienbewertung nur anhand von Fotos und Kennzahlen vornehmen will. «Wichtige Details wie Bauschäden, Wärmebrücken oder individuelle Gegebenheiten sind dabei nur schwer erkennbar», sagt Alexander Steinfeldt.
Am besten eignet man sich selbst möglichst viel Grundwissen an und sichtet die eigenen Unterlagen – etwa die Heizkostenabrechnungen. Das sei wichtig, damit man die Fakten versteht und bekannte Mängel wie Zugluft oder kalte Wände notieren kann, sagt Steinfeldt. Denn: «Je mehr ich mich mit dem Thema beschäftige, desto besser verstehe ich den Berater, kann gezielter nachfragen». Entsprechend wirksamer sei dann auch die Energieberatung.