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Industrie warnt vor Folgen eines Öl- und Gas-Importstopps

Die Unionsfraktion im Bundestag hatte einen Stopp des Gasbezugs über die Pipeline Nord Stream 1 gefordert. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Stefan Sauer/dpa)

Mit Blick auf schon spürbare Beeinträchtigungen der deutschen Wirtschaft hat der Deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHK) vor den Folgen weiterer Sanktionen gegen Russland – etwa eines Gas-Embargos – gewarnt.

«In der deutschen Wirtschaft gibt es eine breite Zustimmung für die harten Sanktionen. Denn Krieg ist keine Basis für Geschäfte», sagte DIHK-Hauptgeschäftsführer Martin Wansleben der «Rheinischen Post». Die bisherigen Sanktionen begännen Schritt für Schritt zu wirken.

«Aufgrund konkreter Hinweise aus den Unternehmen wissen wir, dass die Rückwirkungen auf die deutsche Wirtschaft in den kommenden Monaten nicht unterschätzt werden dürfen», sagte Wansleben. «Das gilt nicht nur für weiter steigende Energiepreise, sondern gerade auch für Verwerfungen in den Lieferketten mit großer Breitenwirkung in der Wirtschaft», warnte er.

Mittelstand ist besorgt

Immer mehr mittelständische Industriebetriebe könnten sich bei diesen Preisen die Produktion in Deutschland nicht mehr leisten. «Hinzu kommt die Sorge, die eigenen Anlagen wegen Energieengpässen zumindest vorübergehend abschalten zu müssen. Diese wirtschaftliche Situation sollte jede Politikerin und jeder Politiker in Europa berücksichtigen», sagte Wansleben.

Auch die Arbeitgeber der Metall- und Elektroindustrie warnen vor dramatischen Folgen. «Wenn Deutschland sich dazu entschließen sollte, kein Gas oder Öl aus Russland mehr zu importieren, würde sich das dramatisch auf unsere Industrie, aber auch auf die Privathaushalte auswirken», sagte der Präsident des Arbeitgeberverbands Gesamtmetall, Stefan Wolf, der «Frankfurter Allgemeinen Zeitung». «Die Inflation wäre zweistellig. Die Versorgungssicherheit wäre ernsthaft gefährdet.»

Debatte über Abschaltung von Nord Stream 1

Als Reaktion auf den Krieg Russlands in der Ukraine hatte die Unionsfraktion im Bundestag einen Stopp des Gasbezugs über die Pipeline Nord Stream 1 gefordert. Dies würde «eine neue Qualität in den Sanktionen bedeuten», hatte Fraktionschef Friedrich Merz am Mittwoch in Berlin gesagt.

Gesamtmetall-Präsident Wolf zufolge würde allein durch eine Abschaltung von Nord Stream 1 Gas in einem Umfang von etwa 550 Terawattstunden ausfallen, «bei einem Bedarf von rund 950 Terawattstunden pro Jahr». Langfristig müsse Deutschland zwar auf jeden Fall unabhängiger von russischen Importen werden, betonte er. «Kurzfristig fehlen uns aber trotz der Bemühungen von Bundesregierung und EU-Kommission schlichtweg die Alternativen.»

SPD-Fraktionsvize Matthias Miersch hält einen kompletten Verzicht auf Öl, Gas und Steinkohle aus Russland für denkbar. «Wir sollten uns einen Stopp der russischen Energie-Importe als letzte Option offenhalten», sagte Miersch der «Rheinischen Post». Die Vorräte für diesen Winter reichten. «Aber die Versorgungssicherheit für den Herbst und Winter 2022/23 vor allem bei Gas herzustellen, ist alles andere als trivial», sagte Miersch.